Ist mein Geld auf dem Girokonto sicher?
Artikel erstellt am 10.04.2017
Sie sind nach den vielen Finanzkrisen verunsichert? Dabei ist Ihr Geld sicher – zumindest bis zu einem Wert von 100.000 Euro.
Die Einlagensicherung schützt das Geld auf dem Girokonto
Inhaltsverzeichnis
- Ist mein Geld auf dem Girokonto sicher?
- Was passiert bei einer Krise?
- Gibt es bessere Sicherungssysteme als das gesetzliche?
- Ist mein Geld auch im Ausland geschützt?
- Gibt es Alternativen zum Girokonto?
- Ihr Geld ist sicher – zumindest bis 100.000 Euro
Ist mein Geld auf dem Girokonto sicher?
Das Girokonto ist für Sie mit großer Wahrscheinlichkeit das Standardprodukt, um Ihre Finanzen zu verwalten. Möglicherweise verzichten Sie auch auf Aktien oder Anleihen, um kein Risiko einzugehen. Auch wenn die Zinsen ausbleiben, hat sich der Glaube durchgesetzt, dass das Geld nur auf dem Konto oder in einer Fest- beziehungsweise Tagesgeldanlage noch sicher ist. Doch ist dem wirklich so?
Wer schützt die Einlagen auf meinem Girokonto?
Grundsätzlich gibt es in Deutschland eine sogenannte Einlagensicherung. Von Gesetzeswegen sind Anlagen von bis zu 100.000 Euro geschützt. Das bedeutet für Sie, dass Ihr Geld mit großer Sicherheit unter den Schutzschirm fällt. Sollten Sie mehr als 100.000 Euro auf einem Giro- oder Tagesgeldkonto haben, können Sie diese Schwelle zudem umgehen. Das liegt daran, dass der Grenzwert von 100.000 Euro pro Bank gilt. Konkret sind also beispielsweise auch Einlagen von 450.000 Euro geschützt, wenn Sie das Geld in Staffelungen von je 90.000 Euro bei fünf verschiedenen Banken anlegen.
So funktioniert die deutsche Einlagensicherung:
Gilt diese Regelung auch, wenn ich eine Firma habe?
Was Sie möglicherweise noch nicht wussten, ist, dass die Einlagensicherung auch für Unternehmen gilt. Das bedeutet konkret, dass Sie als Unternehmer genauso auf die Einlagensicherung setzen können. Da für ein Unternehmen allerdings gemeinhin deutlich größere Umlauf- oder Einlagevermögen eine Rolle spielen, ist eine Splittung des Geldes deutlich problematischer. Die Einlagensicherung kann entsprechend meist nur bis zu einem Maximalbetrag von 100.000 Euro in Anspruch genommen werden. Sie sollten sich als Unternehmer entsprechend im Klaren sein, dass Anlagen über 100.000 Euro eine Vertrauenssache sind. Achten Sie bei der Wahl der richtigen Bank also darauf, dass Sie sich für ein Institut entscheiden, das als sehr stabil gilt.
Wer bezahlt, wenn eine Bank pleitegeht?
Sie fragen sich nun möglicherweise: Wer bezahlt mir das Geld denn zurück, wenn eine Bank in Schieflage gerät? Das ist entgegen der Vermutung nämlich nicht der Staat. Vielmehr werden die Gläubiger der Bank beziehungsweise deren Eigner herangezogen. Die Einlagensicherung sieht auch vor, dass Vermögen von Kunden mit einer Einlage von über 100.000 Euro herangezogen werden kann, um die Einlagensicherung von kleineren Vermögen sicherzustellen. Das führt zu dem Paradoxon, dass Sie als Kunde mit einer Anlage von 150.000 Euro möglicherweise bis zu 50.000 Euro Ihres Geldes verlieren, ein Kunde mit einer Anlage von 50.000 Euro aber das gesamte Geld zurückbekommt. Wenn Sie mehr als 100.000 Euro bei einer einzigen Bank haben, stehen Sie mit Ihrem Vermögen sozusagen für andere ein. Gerade deshalb bietet sich das Splitten von Privatvermögen so sehr an.
Was passiert bei einer Krise?
Natürlich klingt die Theorie bezüglich der Einlagensicherung gut. Doch was passiert, wenn es zu einer großen Bankenkrise kommt? Kann die Garantie aufrechterhalten werden? Wann bekomme ich mein Geld wieder? All diese Fragen können momentan noch nicht wirklich beantwortet werden. Die deutsche Einlagensicherung gibt es erst seit dem Jahr 2010. Seitdem gab es keine große Finanzkrise mehr. Beruhigt sein können Sie allerdings dennoch, denn auch bei der letzten großen Finanzkrise ist keine deutsche Bank in die Pleite gerutscht. Stattdessen haben staatliche Garantien selbst die strauchelnden Institute aufgefangen. Kundenvermögen sind entsprechend nicht verlorengegangen. Durch neue Regulierungsmaßnahmen sollen ähnliche Krisen zukünftig sogar komplett verhindert werden. Ob das funktioniert, muss sich allerdings erst noch zeigen.
Wann haben Kunden zuletzt Geld verloren?
Interessant ist darüber hinaus auch ein Blick in die ältere Vergangenheit. Wann haben Kunden das letzte Mal Geld auf Grund einer Bankenpleite verloren? Für deutsche Banken ist dabei das Jahr 1974 von Relevanz. Damals ging die Herstatt-Bank pleite – eine Einlagensicherung gab es zu diesem Zeitpunkt nicht. Daher haben entsprechend viele Kunden ihr Geld verloren. Zahlreiche davon waren auch Kleinanleger, die heute durch die Einlagensicherung geschützt wären. Das Beispiel zeigt allerdings auch: Die letzte ernstzunehmende Pleite in Deutschland ist mehr als 40 Jahre her, Sie können als Anleger entsprechend durchaus beruhigt sein. Wahrscheinlich ist eine Bankenpleite in Deutschland generell nicht.
Kann die Einlagensicherung in jedem Fall aufrechtgehalten werden?
Insgesamt gibt es in Deutschland Einlagen im Wert von über 3,4 Billionen Euro (Stand: 01/2016), die durch die Einlagensicherung geschützt sind. Das bedeutet konkret: Wenn alle Banken in Deutschland auf einmal pleitegehen würden, müsste diese Summe von Gesetzeswegen an die Kunden zurückbezahlt werden. Mit gesundem Menschenverstand lässt sich an dieser Stelle erkennen: Das ist nicht möglich. Die Sicherungstöpfe sind auch im Jahr 2017 gerade einmal mit einer zweistelligen Milliardensumme gefüllt. Sie sollen in den nächsten Jahren zwar noch deutlich mehr aufgefüllt werden, auch die Zielmarken liegen allerdings nur im Promillebereich der eigentlichen Gesamtsumme. Eine Sicherung der gesamten Anlagen wäre sinnlos, da dem Finanzsystem die gesamte Liquidität entzogen werden würde. Dennoch ist völlig unklar, was bei einem sogenannten „Bankrun“ passieren würde. Wahrscheinlich ist ein solcher aber sowieso nicht.
Gibt es bessere Sicherungssysteme als das gesetzliche?
In Deutschland greift grundsätzlich die gesetzliche Einlagensicherung mit Beträgen von bis zu 100.000 Euro für alle Banken. Doch das bedeutet nicht, dass es darüber hinaus nicht auch andere Sicherungssysteme geben kann. Mit solchen werben in Deutschland nämlich sowohl die Genossenschaftsbanken als auch einige Privatbanken. Die Versprechen gehen dabei weit über die Beträge von 100.000 Euro hinaus. Auch dabei gilt allerdings: Was die Garantien im Ernstfall versprechen, ist im Moment schwer vorauszusehen. Sie sind mit großer Wahrscheinlichkeit bei allen Banken aus dem Girokontovergleich gut geschützt.
Ist die Einlagensicherung der Genossenschaftsbanken die beste?
Ohne Zweifel sieht die Einlagensicherung der Genossenschaftsbanken auf den ersten Blick am besten aus. Warum? Weil Sie Kunden unabhängig von der Höhe der Einlage eine komplette Sicherung verspricht. Als Kunde ist es für Sie möglicherweise schwer zu glauben, wie das funktionieren kann. Die Genossenschaftsbanken haben sich dafür allerdings ein gegenseitiges Sicherungssystem überlegt. Das bedeutet konkret: Die Banken versprechen sich gegenseitig, sich bei einer Schieflage untereinander auszuhelfen. Durch die schiere Größe des Netzwerks der Genossenschaftsbanken in Deutschland ist eine Sicherung der gesamten Einlagen durchaus möglich. Auch das gilt allerdings immer nur dann, wenn nicht alle Banken – etwa bei einer großen Krise – gleichzeitig betroffen sind. Dennoch sollten Sie der Einlagensicherung der Genossenschaftsbanken grundsätzlich vertrauen. Immerhin sind die Institute auch durch die Finanzkrise rund um das Jahr 2008 vergleichsweise unbeschadet gekommen.
Was versprechen die anderen Banken?
Auch die Einlagensicherung der Privatbanken klingt auf den ersten Blick gut: Sie wollen pro Kunde 20 Prozent des Eigenkapitals sichern. Das wären mehrere Milliarden Euro. Doch dieses Versprechen haben die Banken mit ihrem eigenen Fonds bislang noch lange nicht erfüllt. Die Sicherung klingt also bislang nur auf dem Papier wirklich gut. Aber: Dasselbe gilt auch für die Genossenschaftsbanken, die großenteils bislang noch nicht einmal die staatlichen Sicherungsgrenzen erfüllt haben. Auch die Sparkassen und Landesbanken tun sich mit den staatlichen Anforderungen bislang noch sehr schwer. Insgesamt sollten Sie als Kunde also bedenken, dass die zusätzlich versprochenen Einlagensicherungen bislang noch nicht mit Geld „hinterlegt“ sind.
Diese Banken bieten eigene Sicherungssysteme:
Ist mein Geld auch im Ausland geschützt?
Wenn Sie ein Bankkonto im Ausland haben, sehen die Bedingungen etwas anders aus. Außerhalb der Europäischen Union gibt es großenteils überhaupt keine Einlagensicherung. Das bedeutet konkret: Ihr Geld ist gesetzlich nicht geschützt. Sie vertrauen Ihr Vermögen entsprechend komplett der Bank an. Gerät diese in eine Schieflage, müssen Sie sich auf Verluste einstellen. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen. Beispielsweise bieten die Schweiz, Norwegen oder Kanada ebenfalls eine Einlagensicherung.
Übersicht über die Sicherungssummen außerhalb der Europäischen Union (Wechselkurse Stand: 03/2017):
- Norwegen: 2 Millionen NOK (etwa 235.000 Euro)
- Island: 20.887 Euro
- Russland: 1.400.000 RUB (etwa 22.500 Euro)
- Japan: 10 Millionen JPY (etwa 82.000 Euro)
- Schweiz: 100.000 CHF (etwa 93.000 Euro)
- Kanada: 100.000 CAD (etwa 70.000 Euro)
- USA: 250.000 USD (etwa 232.000 Euro)
Beachten Sie allerdings, dass die Summen per se nicht immer denselben Schutz wie in Deutschland bedeuten. Teilweise gibt es in den Ländern noch genauere Bedingungen, die Sie unter allen Umständen beachten sollten. Dennoch sollten Sie in den genannten Ländern recht bedenkenlos Geld anlegen können. Einzig Russland und Island gelten bezüglich der finanziellen Stabilität als Wackelkandidaten. Alle anderen genannten Länder sind selbst als sehr stabil bekannt. Ihre Einlagen sollten entsprechend gut geschützt sein, zumindest in der Theorie.
Wie funktioniert die Einlagensicherung in der Europäischen Union?
Wenn Sie Geld innerhalb der Europäischen Union anlegen, sollten Sie einen Blick auf die europäische Einlagensicherung werfen. Auf Basis der Richtlinie 2009/14/EG wurden alle Mitgliedsstaaten gezwungen, ab dem 31. Dezember 2010 eine Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro gesetzlich festzulegen. Da eine Richtlinie aber unterschiedlich umgesetzt werden kann, ist die Einlagensicherung nicht in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union identisch. Eine Ausnahme stellt beispielsweise Großbritannien dar, wo die Einlagen in Britischen Pfund besichert sind. Der Höchstsicherungsbetrag von 75.000 GBP liegt durch die Abwertung der Währung mittlerweile deutlich unter 100.000 Euro.
Kann ich allen Ländern bezüglich der Einlagensicherung vertrauen?
Bedenken sollten Sie darüber hinaus allerdings, dass die Einlagensicherung jeweils auch mit der Stabilität eines Staates zusammenhängt. Auch wenn die Summen der Sicherung in allen Ländern identisch ist, heißt das gleichzeitig nicht, dass die Absicherung in allen Ländern gleich gut ist. In einigen Staaten der Europäischen Union sind die Töpfe nach einigen Pleiten fast komplett leer. Beispiele dafür sind Italien und Griechenland. Auch in anderen südeuropäischen Ländern sind die Sicherungstöpfe deutlich weniger gut gefüllt als in Deutschland. Bedenken sollten Sie außerdem, dass die Sicherungsgarantie bei einer möglichen Staatspleite nur schwerlich garantiert werden kann. Ist ein Staat also finanziell weniger stabil, müssen Sie als Anleger auch mit einem größeren Risiko zurechtkommen. Empfehlenswert ist daher also auch weiterhin eher eine Anlage in Deutschland, wenn eine hohe Sicherheit für Sie eine große Rolle spielt. Auch beim Girokonto sollten Sie im Idealfall auf eine deutsche Bank setzen.
Über die Einlagensicherung hinaus sollten Sie folgende Aspekte beachten:
Gibt es Alternativen zum Girokonto?
Wenn Ihnen die Sicherungsfonds zu schwammig klingen, suchen Sie nun möglicherweise nach Alternativen. Leider gibt es solche nicht wirklich. Das Girokonto benötigen Sie schlichtweg, um Ihre täglichen Finanzgeschäfte zu erledigen. Natürlich können Sie Ihr Geld auch einfach unter das Kopfkissen legen, als es beispielsweise auf einem Tages- oder Festgeldkonto anzulegen. Doch die bessere Alternative ist das nicht wirklich. Die Risiken der eigenen Aufbewahrung des Geldes sind nachweislich größer als die Risiken einer Bankenpleite. Sie sollten der Einlagensicherung also lieber vertrauen – besonders, wenn es um die deutsche Einlagensicherung geht.
Sind Aktien und Anleihen weniger sicher?
In Anbetracht dessen, dass das Geld nirgendwo zu 100 Prozent sicher ist, sollten Sie auch über Aktien und Anleihen nachdenken. Zwar gibt es auf den Märkten immer ein größeres Verlustrisiko als bei sogenannten „sicheren“ Anlagen. Doch wenn Sie sich für eine konservative Anlage entscheiden und Ihr Portfolio splitten, können Sie nicht nur eine höhere Rendite erzielen, sondern Ihr Geld in einer Krise möglicherweise auch mit größerer Sicherheit zurückbekommen. Wichtig ist bei einer solchen Strategie allerdings, dass Sie sich entweder gut auskennen oder die Hilfe von professionellen Anlageberatern in Anspruch nehmen. Zudem gilt für Aktien und Anleihen immer: Diese Form der Anlage lohnt sich nur, wenn Sie Ihr Geld langfristig anlegen wollen.
Bieten Immobilien einen Ausweg aus der Situation?
Eine weitere Alternative zur Geldanlage sind Immobilien. Doch auch diese haben so ihre Gefahren, denn der Markt gilt mittlerweile in einigen Städten als deutlich überhitzt (Stand: 04/2017). Das bedeutet für Sie: Kaufen oder bauen Sie eine Wohnung oder ein Haus, bezahlen Sie momentan mit großer Wahrscheinlichkeit zu viel. Das Geld durch die Miete danach langfristig wieder reinzuholen, ist damit nicht immer garantiert. Bedenken Sie darüber hinaus, dass eine Immobilie auch viele andere Risiken bergen kann. Grundsätzlich sollten Sie bei einer Anlageentscheidung immer einen Experten konsultieren – das gilt für Immobilien genauso wie für Aktien und Anleihen.
Ihr Geld ist sicher – zumindest bis 100.000 Euro
Grundsätzlich können Sie beruhigt sein: Wenn Sie eine Anlage bis maximal 100.000 Euro bei einer deutschen Bank haben, ist Ihr Geld sicher. Das heißt grundsätzlich, dass Ihr Vermögen auf dem Girokonto grundsätzlich sehr gut abgesichert ist. Auch auf Tages- und Festgeldkonten sollte Ihr Geld in Deutschland sehr gut geschützt sein. Verlassen können Sie sich im Großen und Ganzen auch auf die Garantien in anderen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie anderen Ländern mit Einlagensicherung. Nur sollten Sie immer bedenken, dass ein gewisses Risiko bleibt. Einhundertprozentige Sicherheit gibt es in Finanzdingen nie – egal, wie Sie Ihr Geld anlegen.
Bildquellen:
Automat: postbank.de
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