Bausparkredit

Um eine Immobilie zu erwerben, schließen die meisten Menschen einen Bausparvertrag ab. Der Bausparkredit ist zwar nur ein Teil dieses Vertrags, aber ein bedeutender.

 

Ein Darlehen für die eigenen vier Wände

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Anbieter
  3. Phasen
  4. Risiken/Gefahren
  5. Vor- und Nachteile

Definition

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Ein Bausparkredit ist – wie der Name schon vermuten lässt – ein Kredit im Rahmen eines Bausparvertrags. Mit dieser Art von Darlehen werden in der Regel Bauvorhaben finanziert, daher nennt man den Kredit oft auch Bauspardarlehen. In der Praxis sieht es meist so aus, dass Ihnen eine Bausparkasse – also Spezialbanken zur Finanzierung dieser Ziele – eine gewisse Summe für einen bestimmten Zeitraum vorstreckt. Dieses Geld zahlen Sie als Kreditnehmer bzw. Schuldner bis zu einem relativ festen Zeitpunkt inkl. Zinsen wieder zurück. Je nach Bausparvertrag können Sie aber auch Sondertilgungen vornehmen (mehr dazu siehe unten).

Mithilfe des Baudarlehens können Immobilieninteressenten zum Beispiel ein Haus oder eine Wohnung kaufen. Sie können das Geld aber auch für andere gesetzlich festgelegte, wohnwirtschaftliche Zwecke einsetzen. Dazu gehört zum Beispiel auch der Erwerb von Bauland und Erbbaurechten, aber nur zu Wohnzwecken. Allerdings sind Bauspardarlehen immer zweckgebunden, es muss also immer etwas mit Bauen und Wohnen zu tun haben. Sie können solche Kredite also nicht für den Erwerb von Autos oder anderen Dingen verwenden. Finanzierungsziele sind zum Beispiel:

  • der Grundkauf
  • ein Hauskauf
  • ein Wohnungskauf (Eigentumswohnung)
  • der Neubau, Zubau oder Umbau
  • die Sanierung, Renovierung, Modernisierung oder die Umsetzung von Energiesparmaßnahmen

Das Prinzip des Bausparens funktioniert wie ein Kreislauf. Es gibt Sparer, die bis zu einer bestimmten Summe Geld in einen Topf einzahlen. Haben Sie diese Grenze erreicht und werden noch ein paar andere Voraussetzungen erfüllt, erhalten Sie den Rest Ihres Gesamtziels (Bausparsumme) als Darlehen aus demselben Topf. Dafür müssen Sie allerdings Sollzinsen zahlen. Es entsteht eine Art Solidaritätsprinzip unter den Bausparern.

Von Vorteil ist außerdem, dass Sie in der Regel von Förderungen profitieren können. Dazu gehören zum Beispiel Vermögenswirksame Leistungen und die Wohnungsbauprämie. Diese Zuschüsse kommen auf Ihre Guthabenzinsen drauf, sodass sich das Sparen auch trotz eventuell geringer Guthabenzinsen lohnen kann.

Holen Sie online oder bei einer Beratung Angebote für einen Bausparvertrag ein, sollten Sie unter anderem auf die folgenden Aspekte achten:

  • Bausparsumme (= Guthaben plus Darlehen)
  • monatliche Sparrate
  • Sollzins
  • monatliche Rückzahlrate
  • Dauer der Tilgung

Im folgenden Video erklärt ein HypoVereinsbank-Firmenkundenbetreuer Hendrik Schöne die Funktionsweise des Bausparens und der Immobilienfinanzierung:

Anbieter

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Zu den bekanntesten deutschen Anbietern von Bausparverträgen gehören:

  • Schwäbisch Hall
  • Alte Leipziger
  • Deutsche Bank
  • BHW
  • Signal Iduna
  • Debeka
  • Wüstenrot
  • Landesbausparkassen (LBS)

Zu den Landesbausparkassen gehören die folgenden Institute:

  • LBS Bayern
  • LBS Hessen-Thüringen
  • LBS Nord
  • LBS Ostdeutsche Landesbausparkasse AG
  • LBS Saar
  • LBS Schleswig-Holstein-Hamburg
  • LBS Südwest
  • LBS West

Phasen

Um den Begriff des Bausparkredits wirklich zu verstehen, müssen Sie sich erst einmal mit den drei Phasen eines Bausparvertrags auseinandersetzen. Diese werden im Folgenden vorgestellt:

Bausparphase

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In der Regel haben viele Immobilieninteressenten nicht genug Geld auf der hohen Kante, um sich direkt ein Haus oder eine Wohnung leisten zu können. Um dieses Problem zu lösen, können Sie einen Bausparvertrag eröffnen. In der ersten Phase sparen Sie meist über einige Jahre hinweg rund 40 Prozent der Bausparsumme an. Experten meinen, dass Sie mit einem Mindestsparguthaben von rund 30 bis 50 Prozent eine gute Grundlage legen, um Ihr Vorhaben wirklich zu stemmen. 20 Prozent werden als absolutes Minimum angesehen. Denn sonst zahlen Sie sich in der dritten Phase ewig ab (siehe unten). Halten Sie sich lieber an den vorher genannten Wert von rund 40 Prozent als Orientierung. Etwas Anderes wird Ihnen Ihr Berater wohl auch nicht sagen. Können Sie langfristig schon viel Guthaben Ihres Ersparten entbehren, umso besser. Denn desto weniger Sollzinsen müssen Sie zahlen und umso eher können Sie das Haus bzw. die Wohnung wirklich zu 100 Prozent Ihr Eigentum nennen.

Beispiel:

Angespartes Guthaben: 50.000 Euro
Mindestsparguthaben: 50.000 Euro --> zuteilungsfähig
Bauspardarlehen: 50.000 Euro
Bausparsumme: 100.000 Euro

Sie erhalten in der Bausparphase voraussichtlich eher wenig Zinsen auf Ihr Guthaben. Dafür sind die Sollzinsen in der dritten Phase für das Darlehen vergleichsweise niedrig. Den Hauptgrund für diesen Zustand liegt in der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) – Stichwort Niedrigzinsphase (Stand: 03/2017).

Als die Guthabenzinsen noch höher waren (u.a. in den 1990er Jahren), haben viele Deutsche pro forma Bausparverträge eröffnet, um langfristig Geld anzulegen. Damit waren nicht immer Immobilienwünsche verbunden. Das Bausparen versprach erst einmal gute Renditen und ganz nebenbei noch staatliche Unterstützung. Diese Zeiten sind aber inzwischen vorbei (Stand: 03/2017). Bausparverträge lohnen sich aktuell vor allem mit Blick auf die geringen Sollzinsen beim Kredit.

Schon mit dem Abschluss Ihres Bausparvertrages legen Sie den Zinssatz für die Bausparphase fest. Damit wissen Sie genau, mit wie vielen Zinsen Sie in dieser Zeit rechnen können. Die konkrete Höhe der Bausparsumme können Sie auch während der Vertragslaufzeit jederzeit erhöhen. Sie sollten aber darauf achten, dass sich in diesem Fall auch der Zeitpunkt der Zuteilungsphase verlängert.

Zuteilungsphase

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Mit der Zuteilung gibt das Kreditinstitut Ihre angesparte Summe frei. Sie können sich Ihr Guthaben folglich auszahlen lassen – das ist aber kein Muss. Wann diese Zuteilung erfolgt, ist meist nicht bekannt, hängt aber unter anderem vom Guthaben selbst, der Mindestsparzeit und der Mindestvertragsdauer ab. Grundsätzlich gilt: Haben Sie bereits einen großen Anteil über einen langen Zeitraum angespart, steigt Ihre Bewertungszahl und damit auch die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Zugriff auf die Bausparsumme (Guthaben plus Darlehen) bekommen. Mit diesem Prinzip soll das Gleichgewicht zwischen Sparern und Kreditnehmern in der Waage gehalten werden. Entsprechend wird monatlich nur eine bestimmte Summe an die Schuldner ausgezahlt.

Ihr Berater der Bausparkasse darf gesetzlich keine verbindliche Aussage zum konkreten Zeitpunkt der Zuteilung Ihres Guthabens machen. Zum einen ist er meist gar nicht in der Lage dazu und zum anderen widerspreche dies dem Grundgedanken des kollektiven Sparprinzips in einer Gemeinschaft (siehe oben).

Im "schlimmsten Fall" haben Sie bereits eine Traumimmobilie gefunden und wollen sofort zuschlagen. Dann kommt unter Umständen eine Zwischenfinanzierung infrage. Das heißt aber auch, dass Sie einen (zweiten) Kredit aufnehmen müssen. Sie können in solch einem Fall damit rechnen, dass die Konditionen nicht annährend an die des Bauspardarlehens herankommen. Sie müssen also höhere Sollzinsen zahlen. Sie können Ihre Bausparkasse noch solch einer Zwischenfinanzierung fragen. Diese leiht Ihnen dann quasi Ihr eigenes Geld, sodass Sie dafür draufzahlen müssen. Sie sollten stattdessen genug Zeit einplanen, bis Sie wirklich Zugriff auf das Darlehen haben.

Den Zeitpunkt der Zuteilung können Sie zwar eigentlich nicht festlegen, es gibt aber zwei Tricks, um darauf etwas Einfluss zu nehmen:

  • Sie können die Bausparsumme nachträglich herabsetzen, um den Mindestsparanteil schneller zu erreichen (allerdings fällt damit auch die Darlehenssumme)
  • Sie können den Bausparvertrag teilen, zum Beispiel halbieren; allerdings erhalten Sie die Gesamtsumme damit auch nicht schneller

Ist Ihr Bausparvertrag bereits zuteilungsreif, können Sie die Auszahlung der Bausparsumme auch noch ein paar Monate oder Jahre hinauszögern, falls Sie das Geld erst später benötigen. Ihr Guthaben wird in dieser Zeit weiter mit dem vereinbarten Zinssatz verzinst. Sie müssen dafür nur einen Antrag bei Ihrer Bausparkasse einreichen.

Vor der Auszahlung des Bauspardarlehens prüft die Bausparkasse das Risiko der Finanzierung. Dabei wird unter anderem Ihre Bonität bei der Schufa sowie bestehende Verbindlichkeiten abgefragt. Aber auch der Verwendungszweck des Bauspardarlehens und Informationen zur potenziellen Immobilie werden geprüft.

Darlehensphase

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In dieser Phase gewährt Ihnen Ihre Bausparkasse ein sogenanntes Annuitätendarlehen über die restlichen rund 60 Prozent der Bausparsumme. Früher war die Rückzahlung pro Jahr (daher Annuität) üblich, heute wird sie meist monatlich oder vierteljährlich vorgenommen. Bei einem Annuitätendarlehen bleiben die Kreditraten immer gleich, aber die Höhe der Tilgung und der Zinszahlung ändert sich. Die Tilgungssumme steigt mit der Zeit bis zum Ende des Kredits. Sie können die Kreditraten also nicht variieren und mal weniger zahlen – Sondertilgungen (meist zu bestimmten Zeiten) sind aber oft möglich. Sie können sogar eine komplette Rückführung vereinbaren. Im Gegensatz zu anderen Kreditarten müssen Sie hier in der Regel keine Vorfälligkeitsentschädigung bezahlen.

Das Recht auf diesen Kredit erhalten Sie allerdings erst, wenn Sie einige Voraussetzungen (siehe oben) erfüllt haben. Das Gute an der aktuellen Niedrigzinsphase ist, dass Sie vergleichsweise wenig Sollzinsen an Ihre Bausparkasse zahlen müssen (Stand: 03/2017). Dafür erhalten Sie in der Bausparphase allerdings auch kaum Guthabenzinsen (siehe oben). Die Darlehensphase dauert aber meist länger als die Sparphase.

Die Laufzeit eines Bauspardarlehens kann sich stark unterscheiden. Die Commerzbank gibt diese mit rund 6 bis 16 Jahren an. Der Durchschnitt soll bei rund 10 Jahren liegen. Dieser Zeitraum hängt stark von der Kredithöhe, Ihrer Bonität, Ihrem Alter und einigen anderen Faktoren ab. Unter bestimmten Umständen greifen Sie nur wenige Monate auf den Kredit zurück. Dies kann der Fall sein, wenn Sie plötzlich an viel Geld gelangen, zum Beispiel durch einen Erbfall, einen Lottogewinn, die Auszahlung einer Versicherung oder eine überraschende Schenkung aus dem Familienkreis. Dabei müssen Sie in dem Vertrag aber zwingend vereinbart haben, dass Sie auch Einmalzahlungen in Form von Sondertilgungen in großer Höhe leisten können.

Sie müssen den Bausparkredit aber gar nicht unbedingt in Anspruch nehmen. Sie können sich Ihr Guthaben auch auszahlen lassen, wenn Ihr Bausparvertrag zuteilungsreif ist. Dies widerspricht allerdings dem eigentlichen Ziel dieses Vertrages. Dieser Fall kann zum Beispiel eintreten, wenn Sie gar nicht die eigentlich angepeilte Bausparsumme benötigen, sondern weniger. Einige Bausparkassen zahlen Ihnen dafür sogar eine Treueprämie von 1 Prozent auf das angesparte Guthaben. Abgesehen von solchen positiven Entwicklungen sind Bausparverträge natürlich nichts für spontane Immobilienkäufe oder Bauvorhaben.

Risiken/Gefahren

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Mit dem Abschluss eines Bausparvertrags binden Sie sich in der Regel über Jahre oder gar Jahrzehnte daran. Vergleichen Sie aktuell die Konditionen zu früheren Zeiten, wird Ihnen auffallen, dass die Guthabenzinsen im Moment im Keller sind (siehe oben). Sie können stattdessen einen Banksparplan abschließen, um zum Beispiel Geld für eine Immobilie zurückzulegen, falls dieser mehr Guthabenzinsen abwirft. Allerdings sollten Sie dabei bedenken, dass Sie nie wissen, wie sich der Zinssatz für Darlehen entwickelt. Beim Abschluss eines Bausparvertrages können Sie diesen Wert bereits für Ihren Baukredit einplanen.

Früher waren die Sollzinsen bei einem Bausparkredit in der Regel niedriger als bei einem normalen Hypothekendarlehen. Heute ist das kein Muss mehr, da die Sollzinsen bei vielen Krediten sehr niedrig sind (Stand: 03/2017). Allerdings weiß natürlich niemand, wie sich der Geldmarkt in Zukunft entwickelt. Außerdem können Sie sich beim Bausparvertrag im Extremfall bis zu 80 Prozent des Geldes leihen. Bei Hypothekendarlehen liegt die Rate bei maximal 60 Prozent – hinzu kommt in solch einem Fall allerdings ein vergleichsweise hoher Sollzins. Auf bezahlen.de finden Sie einen Baufinanzierungs-Vergleich

Einige Interessenten vergessen bei der Suche nach einem Bausparvertrag, dass es nichts kostenlos gibt. Die Beratung kostet natürlich Geld. Aber auch darüber hinaus will die Bausparkasse mitverdienen. Denken Sie also bitte an die zusätzlichen Gebühren, welche fällig werden, wenn Ihr Guthaben zuteilungsreif ist oder wenn Ihr Kredit abgeschlossen ist. Diese Abschlussgebühr liegt in der Regel zwischen 1 und 1,6 Prozent der Bausparsumme: bei 100.000 Euro wären das immerhin 1.000 Euro.

Wie schon mehrfach angedeutet, stehen sich die Zinsen in Phase 1 und 3 gegensätzlich gegenüber: während die Guthabenzinsen in der Sparphase aktuell niedrig sind und Ihr Geld dadurch nicht wirklich gewinnbringend für Sie arbeitet, zahlen Sie in der Darlehensphase dadurch weniger Sollzinsen für den Kredit an die Bausparkasse (Stand: 03/2017).

Vor- und Nachteile

Vorteile

  • Förderung, zum Beispiel durch Vermögenswirksame Leistungen, Riesterzulage und Wohnungsbauprämie
  • Meist niedrige Sollzinsen (Stand: 03/2017)
  • frühzeitige Festlegung der Darlehenszinsen im Vertrag
  • Bausparkassen sind sicher, da Guthaben unter die Einlagensicherung fällt
  • Sondertilgungen sind meist möglich
  • transparente Möglichkeit zur Finanzierung: die meisten Konditionen sind bekannt
  • Planbarkeit: relativ stabile Rate für Darlehensphase
  • Grundbucheintrag reicht teilweise als Sicherheit für Bausparvertrag (bei niedrigen Beträgen)
  • ungefähr gleiche Konditionen für alle Kunden
  • relativ flexible Einzahlungsmöglichkeiten

Nachteile

  • oft zusätzlich hohe Gebühren
  • Bausparverträge lohnen sich meist nicht zum reinen Sparen
  • unflexibel bei Kreditraten
  • langfristige Bindung durch Bausparvertrag
  • Keine Liquidität während des Bausparkredits
  • Probleme wie Krankheiten, Unfälle und Arbeitslosigkeit können auftreten
  • Zuteilungszeitpunkt ist unbekannt
  • Zweckgebunden: wohnwirtschaftliche Verwendung ist Voraussetzung für den Kredit
  • Zinssatz hängt auch von der Bonität der Bausparkassen ab
  • kaum Verhandlungsspielraum
  • aktuell meist niedrige Guthabenzinsen beim Ansparen (Stand: 03/2017)
  • Zwischenfinanzierungen können teuer werden
Bildquellen:

Haus aus 100-Euro-Scheinen: Suto Norbert | Dreamstime Stock Photos
lbs-Bilder: lbs.de
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