Gibt es ein nachhaltiges, mobiles Bankkonto?

N26 in ökologisch: Tomorrow bietet ein kostenloses Girokonto inklusive Visa-Karte an. Aber welche Vor- und Nachteile bietet das Hamburger Fintech-Startup? +++ UPDATE (02/2020): Tomorrow startet nachhaltiges Premium-Konto +++

Sachbezugskarte
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Gibt es ein nachhaltiges, mobiles Bankkonto?

Tomorrow: Öko-Banking per Smartphone

N26 hat Mobile Banking in die Mitte der Gesellschaft gebracht. Nun will ein Hamburger Fintech-Startup diesen Markt aufrollen, aber CO2-neutral. Tomorrow hat zwar aktuell keine eigene Banklizenz und arbeitet daher mit der Berliner Solarisbank zusammen. Die Einlagen will das norddeutsche Startup nachhaltig anlegen (Stand: 01/2020). Was genau bietet Tomorrow und wo hakt es noch?

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+++ UPDATE (02/2020): Tomorrow startet nachhaltiges Premium-Konto +++

Tomorrow bietet nun auch ein nachhaltiges Premium-Konto an. Das N26 für Ökos nimmt dafür 15 Euro pro Monat. Mithilfe von "Tomorrow Zero" soll der monatliche CO²-Fußabdruck ausgeglichen werden.

Außerdem können User weltweit somit immer und überall kostenlos Bargeld abheben sowie unbegrenzt viele Unterkonten anlegen. Das kostenlose Standard-Konto von Tomorrow bietet dagegen keinen CO² Ausgleich, nur drei kostenfreie Abhebungen pro Monat und zwei Unterkonten (siehe Vergleich im Bild).

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+++ Update-Ende +++

Zeitgeist passt doppelt zu Tomorrow

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In Deutschland gibt es auf dem Markt für Debit- und Kreditkarten viele interessante Angebote. Dazu gehören Karten von bekannteren Banken, genauso wie solche von kleineren Instituten. Ein Startup konnte dabei in den vergangenen Jahren eine besondere Aufmerksamkeit erregen: N26. Die Smartphone-Bank bietet ein kostenfreies Girokonto inklusive Debit-Mastercard an. Mit Tomorrow gibt es seit Anfang 2019 allerdings eine Alternative. Diese verfolgt einen nachhaltigen Ansatz.

Vor allem Fridays for Future hat Umwelt- sowie Klimaschutz und Nachhaltigkeit in vielen Lebensbereichen zum wohl aktuell wichtigsten Thema gemacht. Dabei sind Greta Thunberg mit ihrer Bewegung und Tomorrow ungefähr zeitgleich gestartet. Inzwischen ist das Hamburger Startup gewachsen und hatte Anfang Februar 2020 rund 22.000 Kunden (Ziel für 2022 bis 2024: 1 Mio). Durchschnittlich liegen auf einem Konto 1.000 Euro. 30 Prozent der so ca. 22 Millionen Euro will Tomorrow in nachhaltige Projekte investieren. Aktuell sind es ("nur") etwas mehr als 5 Millionen Euro. Eigenen Angaben zufolge hat das Fintech damit folgende Klimaschutz-Maßnahmen erreicht (Stand: Ende 01/2020):

  • 20.347.882 m² Regenwald geschützt
  • 3.431.261 Bäume geschützt
  • 5.211.561 kg CO2 gebunden

tomorrow-impact-zahlen

Was Tomorrow (noch/nicht) bietet (Auswahl)

Mobile App für Android und iOS

tomorrowapp-umsaetze-kategorien

  • Kontoeröffnung in Minuten per Video-Chat
  • Kontoverwaltung
  • Push-Nachrichten bei jeder Zahlung
  • Chat-Funktion
  • Kontoauszüge
  • Impact-Board: Übersicht zum Einsatz der Einlagen
  • Digitales Haushaltsbuch, z.B. nach Kategorien sortierbar
  • Limit für Visa-Karte festlegbar
  • Kartenbestellung nach Verlust
  • Suchfunktion in den Transaktionen
  • Google Pay
  • (Apple Pay soll "in den kommenden Monaten angegangen" werden (Stand: 01/2020))
außerdem in den kommenden Wochen geplant (Stand: 01/2020)
  • Premium-Konto
  • CO²-Fußabdruck ausgleichen
  • Kontowechsel-Service
außerdem in den kommenden Monaten geplant (Stand: 01/2020)
  • spielerische Geldanlage
  • Barzahlen

Debit Mastercard

  • PIN ändern
  • Karte deaktivierbar
  • Karteneinsatz pflanzt Bäume
  • weltweites Bezahlen (Konditionen beachten)
  • weltweite Abhebungen (Konditionen beachten)

kostenloses Girokonto mit den gängigsten Funktionen

  • Überweisungen
  • Echtzeit-Zahlungen zwischen Tomorrow-Nutzern
  • Daueraufträge
  • Terminüberweisung

Nachhaltiger Ansatz bei Girokonto und Debitkarte

n26-mastercard-2019

Interessant ist das neue Tomorrow-Girokonto im Vergleich zur Berliner N26 Bank deshalb, weil das Produkt mit einem nachhaltigen Ansatz daherkommt. Auch wenn das Startup im Vergleich zu anderen Banken nur wenige Mitarbeiter hat, sind die Ziele umso größer. Tomorrow möchte gegenüber N26 schnell aufholen und das nachhaltige Banking zu einer interessanten Girokonto-Alternative machen. Natürlich gibt es entsprechend auch kein eigenen Tomorrow-Filialen sollen alles per App regeln können.

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Die Nachhaltigkeit soll dabei immer das Grundkonzept von Tomorrow und zudem bei allen Geldflüssen die oberste Maxime sein. Kunden tun dabei nicht nur mit ihren Einlagen etwas Gutes, sondern auch mit jedem Karteneinsatz. Konkret fließt ein Großteil der bei den Transaktionen entstehenden Interchange-Gebühren in weltweite Klimaschutz-Projekte. Eine ähnliche Karte mit Nachhaltigkeitsfokus gibt es in Deutschland bislang noch nicht.

Neu ist bei Tomorrow auch der ganzheitliche Ansatz beim Thema Nachhaltigkeit. Denn geplant ist ein Ausbau zu einer kompletten Spar- und Investmentplattform (siehe Liste oben). Dabei soll das Geld auch in entsprechende Projekte fließen.

Kooperation mit dem Visa

Einen ersten Schritt in Richtung Massenmarkt ist das junge Startup aus Hamburg dabei bereits gemacht. Denn das Unternehmen arbeitet mit dem Kartenriesen Visa zusammen. Der Kartenkonzern sei von dem Projekt begeistert, heißt es bei Bloomberg. Anfänglich hatte Tomorrow in der Betaphase noch mit Mastercard koopieriert. Bei Visa sieht das Fintech aber wohl mehr Flexibilität und größere technische Möglichkeiten.

Die Nachhaltigkeit hat für Kunden allerdings auch ihren Preis. Denn bei den Gebühren schneidet das Tomorrow-Girokonto in Verbindung mit der Debitkarte zumindest aktuell noch schlechter ab als die N26 Bank. Letztere bietet fünf kostenlose Abhebungen an, bei den Hamburgern sind es nur drei. N26-Kunden können zudem Versicherungs-Leistungen und andere Services in Anspruch nehmen. So weit ist Tomorrow bislang noch nicht.

Konkurrent N26 hat 5 Mio Kunden

Die Aufholjagd gegenüber N26 wird aber nicht ganz einfach. Denn die Berliner Smartphone-Bank kommt nach mittlerweile fünf Jahren bereits auf 5 Millionen Kunden (Stand: 01/2020). Auch in Deutschland spielt das N26-Girokonto inzwischen eine wichtige Rolle. Wenngleich N26 noch nicht so groß ist wie die wichtigsten Direktbanken in Deutschland, wächst kein anderes Institut in dieser Geschwindigkeit. N26 gewinnt deutlich schneller Neukunden als der Marktführer im Bereich der kostenlosen Online-Girokonten, die ING. Auch gegenüber der DKB und der comdirect erscheint N26 als deutlich dynamischerer Spieler.

Dies liegt allerdings auch an einem sehr hohen Marketing-Budget. Denn die N26 Mastercard ist abgesehen von der einfachen und schnellen Verwaltung über das Smartphone nicht unbedingt besser als Konto und Karte der Konkurrenz.

dkbvisacard-konto-kleinBeispielsweise bietet das DKB Cash ein attraktiveres Paket als die N26, wenn Kunden das Konto auch aktiv nutzen. Dasselbe gilt auch für andere Direktbanken. Inhaber der ING-Karte können weltweit beliebig häufig kostenfrei Bargeld abheben, genau wie bei der DKB Kreditkarte. Bei N26 ist die Anzahl dagegen begrenzt.

Das einfache Banking am Smartphone scheint allerdings viele Kunden anzusprechen. Denn auch heute noch sind die Apps von vielen anderen Banken in Deutschland technisch rückständig und bieten nicht dieselben Funktionen wie N26. Experten gehen jedoch davon aus, dass andere Banken aufholen werden. Zudem gibt es mit Tomorrow auch noch einen Konkurrenten, der dasselbe anbieten möchte – nur eben gleichzeitig auch noch mit einem nachhaltigen Banking-Ansatz.

Bildquellen:

Tomorrow-Bilder: tomorrow.one
N26-Bilder: N26.com
DKB: DKB

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