Zinsstruktur-Erwartungstheorie

Die Zinsstruktur-Erwartungstheorie (auch Erwartungshypothese der Zinsstruktur genannt) ist ein Erklärungsansatz für die Beziehung zwischen Zinssätzen verschiedener Laufzeiten von Finanzinstrumenten (Zinsstruktur).

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Sachbezugskarte
Sachbezugskarte

Die Theorie besagt, dass der Ertrag einer langfristigen Anlage (üblicherweise werden dafür verzinsliche Wertpapiere als Basis herangezogen) im Durchschnitt dem Ertrag mehrerer kurzfristiger Anlagen, die im gesamten die Laufzeit der langfristigen Anlage ergeben, entsprechen sollte. Demnach müsste sich der Einjahreszinssatz im Durchschnitt aus dem aktuellen und den darauf folgenden 11 Monats-Zinssätzen ergeben.

Daraus kann wiederum abgeleitet werden, dass sich die Zinsstruktur (oder eben Zinsstrukturkurve) nach oben entwickeln müssten, wenn bei verhältnismäßig niedrig vorliegenden kurzfristigen Marktzinsen von den Marktteilnehmern ein Anstieg der Zinsen mindestens bis auf ein Normalniveau erwartet wird. Demnach liegen die Zinsen für längerfristige Anlagen über denen der kurzen Laufzeiten.

Allein aus der Erwartungshaltung der Marktteilnehmer kann aber kein Erklärungsansatz für die positive Entwicklung der Zinsstrukturkurve hergeleitet werden, da es eher unrealistisch bzw. selten ist, dass die Anleger bei den kurzfristigen Zinsen im Durchschnitt einen Anstieg erwarten. Daher muss eine andere Komponente in die reine Erwartungshypothese der Zinsstruktur einbezogen werden.

Daher wird sie durch eine sogenannte Risikoprämie (Laufzeitprämie oder Liquiditätsprämie) erweitert. Die Anleger erwarten für eine längerfristige Anlage einen Aufschlag auf den Kurzfristzins, um das Verlustrisiko abzusichern, da im bei Anlagen mit längerer Laufzeit der Verkaufskurs noch nicht bekannt ist und daher auch ein Risiko für den Anleger besteht. Die Anleiheschuldner sind in aller Regel auch dazu bereit, eine entsprechende Risikoprämie zu zahlen, um sich die langfristigen Finanzierungskonditionen zu sichern.

Bezieht man also in die reine Zinsstruktur-Erwartungstheorie die Komponente der Risikoprämie mit ein, ist ein leichter Erklärungsansatz dafür gefunden, warum die Zinsstrukturkurve ansteigt und langfristig eine höhere Rendite zu erwarten ist.

 
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