Was ist eigentlich der sogenannte Zinseszins?

Der Begriff Zinseszins spielt bei der Geldanlage eine Rolle. Doch was bedeutet er eigentlich und wie können Sie davon profitieren?

Sachbezugskarte
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Profitieren durch den Zinseszins

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist die Definition des Begriffs Zins?
  2. Was ist die Definition des Begriffs Zinseszins?
  3. Der Zinseszins spielt Ihnen in die Karten

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Der Zinseszins gehört zu all diesen Finanzbegriffen, die Ihnen sicherlich schon einmal begegnet sind. Doch dennoch wissen nur die wenigsten Deutschen, was der Zinseszins eigentlich ist und was diese besondere Form des Zinses bedeutet.

In diesem Ratgeber möchten wir Sie deshalb darüber aufklären, was Ihnen der Zinseszins bringt und wie Sie davon profitieren können. Besonders wenn Sie sich für ein Produkt aus unserem Tagesgeldvergleich interessieren, ist der Zinseszins von großer Bedeutung. Weshalb dem so ist und ob Sie auch bei anderen Finanzprodukten vom Zinseszins profitieren, erklären wir Ihnen in den nächsten Abschnitten.

Was ist die Definition des Begriffs Zins?

Bevor wir uns der Definition des Zinseszinses widmen, wollen wir zuerst kurz anschneiden, was eigentlich der Zins per se ist. Zinsen erhalten Sie gewöhnlich immer dann, wenn Sie einer Bank Geld anvertrauen. Als „Gegenleistung“ werden Ihnen dafür teilweise Zinsen gutgeschrieben. Die offizielle Definition des Begriffes lautet dabei wie folgt:

Zinsen sind die Kosten einer Geldüberlassung.

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Dabei bezahlen Sie als Kunde immer dann, wenn Sie sich beispielweise für einen Ratenkredit entscheiden und sich bei der Bank Geld leihen. Auch beim Dispositionskredit profitieren Sie von einer Geldüberlassung seitens der Bank zu Ihren Gunsten. Dafür bezahlen Sie einen bestimmten Zinssatz, der für die Bank die Kosten der Geldüberlassung deckt.

Andersherum erhalten Sie immer dann Zinsen, wenn Sie einer Bank Geld leihen. Wenn Sie also beispielsweise Geld auf Ihrem Tagesgeldkonto anlegen, bezahlt die Bank Ihnen für die Geldüberlassung einen Zinssatz. Dasselbe gilt theoretisch auch auf dem Girokonto. Aktuell erhalten Sie allerdings auf fast keinem Girokonto mehr Zinsen. Die Geldüberlassung geht entsprechend nicht mehr in jedem Fall mit Zinsen einher. Dasselbe ist bei einigen Tagesgeldanlagen der Fall. Sofern Sie für Ihre Geldüberlassung dennoch auch weiterhin Zinsen erhalten möchten, empfehlen wir Ihnen einen Blick auf unseren Tagesgeldvergleich und unseren Festgeldvergleich. Dort finden Sie gleich mehrere Angebote, bei denen Sie noch Guthabenzinsen für Ihre Anlage erhalten (Stand: 01/2018).

Spielt der Zins heutzutage überhaupt noch eine Rolle?

Bevor wir uns nun weiter mit dem Thema Zins und Zinseszins beschäftigen, gilt es eine wichtige Frage zu stellen. Viele Hausbanken bieten derzeit keine oder nur noch absolut minimale Guthabenzinsen für die meisten Anlageformen. Das Prinzip des Zinses ist damit ein wenig ausgehoben, denn für die Geldüberlassung erhalten Sie absolut nicht mehr in jeder Situation auch Zinsen.

Das heißt konkret: Das übliche Prinzip ist ausgehebelt und funktioniert so nicht mehr. Zumindest für Sie als Kunden, denn Sie erhalten nur noch bei den wenigsten traditionellen Anlageformen ernstzunehmende Zinsen.

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Dennoch bezahlen Sie auch weiterhin hohe Dispositionszinsen, die teilweise bei mehr als 10 Prozent liegen. Auch bei Ratenkrediten bezahlen Sie sogar bei den besten Anbietern in unserem Kreditvergleich noch einen Zinssatz von mindestens 2 Prozent. Sie merken also bereits, dass das Prinzip des Zinses weiterhin existiert. Nur arbeitet es schlichtweg nur noch in wenigen Fällen für Sie und in den meisten Fällen nur noch für die Banken.

Doch auch das ist natürlich zu kurz gedacht, denn immer mehr Banken in Europa müssen bei der Europäischen Zentralbank und auch bei der Verleihung untereinander sogenannte Strafzinsen bezahlen. Das heißt wiederum: Die Banken bezahlen dafür, dass Sie Geld an eine andere Bank „verleihen“ dürfen. Diese sogenannten Strafzinsen negieren die gesamte oben genannte Definition, da sie in die genau gegengesetzte Richtung funktionieren. Die Definition wäre also diese:

Zinsen sind die Kosten einer Geldannahme

Statt für die Überlassung Zinsen zu erhalten, müssen sie diese mittlerweile für die Überlassung bezahlen. Der Zins wird also zu einem Kostenpunkt, wenn Geld verliehen wird und nicht wenn Geld geliehen wird. Dasselbe Konzept wird bei ausgewählten Banken auch schon auf Privatkunden übertragen. Das kommt allerdings bislang nur bei wenigen Instituten vor und generell nur bei Kunden mit enorm hohem Anlagevermögen. Sie sind von der Wandlung der Zinsen vorerst also in der Regel nicht betroffen. Dennoch sollten Sie bedenken, dass die Definition des Zinses sich wandelt. Für eine Geldüberlassung erhalten Sie längst nicht mehr immer auch Zinsen (Stand: 10/2017).

Was ist die Definition des Begriffs Zinseszins?

Der Zinseszins ist ein Begriff, der auf die Definition des Zinses aufbaut. Das heißt: Einen Zinseszins kann es nur dann geben, wenn es auch einen Zins gibt. Sofern Sie keine Zinsen erhalten, etwa auf Ihrem Girokonto, spielt entsprechend auch der Zinseszins definitiv keine Rolle. Bedenken sollten Sie darüber hinaus, dass der Zinseszins nicht immer auch anfällt, wenn es um Zinsen geht.

Definieren kann man den Zinseszins wie folgt:

Der Zinseszins ist die Wiederverzinsung von Kapital und Zinsgewinn

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Das klingt im ersten Moment verwirrend, ergibt bei einem genauen Blick aber Sinn. Dadurch, dass Sie Zinsen für eine Anlage erhalten, steigt das Anlagevermögen. Sofern Sie die Anlage nicht beschneiden, also kein Geld herausziehen, wird das höhere Anlagevermögen weiter verzinst. Dadurch, dass das Anlagevermögen nun aber angewachsen ist, fallen die Zinsen auch auf einen höheren Betrag an. Dieser höhere Betrag entsteht durch die erhaltenen Zinsen, die immer weiter verzinst werden. Sie erhalten also Zinsen auf das kapital und den Zinsgewinn, den Sie bereits erhalten haben. Genau das ist das Prinzip des Zinseszinses.

Das Positive am Zinseszins ist, dass dieser in der Regel für Sie als Verbraucher arbeitet und nicht umgekehrt. Von Gesetzeswegen verboten ist der Zinseszins nämlich bei sogenannten Kreditgeschäften. Das heißt, dass kein Zinseszins bei typischen Krediten anfällt:

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Dennoch arbeitet der Zinseszins nicht immer nur für Sie. Im Folgenden wollen wir Ihnen deshalb zeigen, wann Sie vom Zinseszins profitieren und wann Sie einen Nachteil davontragen.

Wann ist der Zinseszins eine schlechte Sache?

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Der Zinseszins ist grundsätzlich positiv zu betrachten. Dennoch gibt es eine Ausnahme, denn der Zinseszins fällt durchaus auch bei der Negativverzinsung an. Dies ist zwar bei Kreditgeschäften verboten, nicht aber beispielsweise beim Dispositionskredit. Der Begriff „Kredit“ ist dabei ein wenig irreführend, da es sich um einen komplett volatilen Kredit handelt, dessen Zinsen sich nach dem jeweiligen Kontostand richten. Genau deshalb spielt auch der Zinseszins hier eine Rolle.

Wenn Sie beispielsweise ein Jahr lang eine konstante Überziehung von 1.000 Euro auf Ihrem Konto haben und Ihre Bank einen Dispositionszins von 10 Prozent erhebt, bezahlen Sie insgesamt 100 Euro Zinsen (wir gehen in diesem Fall davon aus, dass die Bank die Zinsen nur jährlich und nicht monatlich oder quartalsweise einzieht). Sofern Sie nun nichts an Ihrem Kontostand ändern und mit einem Negativguthaben von 1.100 Euro, das konstant für zwölf Monate auf demselben Niveau bleibt, bezahlen Sie insgesamt 110 Euro Zinsen.

Wie Sie an diesem Beispiel sehen, zahlen Sie auch für die 100 Euro Zinsen, die Sie im Vorjahr bezahlt haben, im neuen Jahr Zinsen. Der Zinseszins arbeitet also gegen Sie und sorgt dafür, dass Sie im Folgejahr einen um 10 Euro höheren Zinssatz bezahlen. Da es sich um eine komplett flexible Anlage handelt und das Negativguthaben auf dem Girokonto natürlich stark schwankt, ist dieses Beispiel allerdings sehr theoretisch. Dennoch sollten Sie daran denken, dass der Zinseszins keineswegs in jeder Situation und immer nur für Sie arbeitet (Stand: 11/2017).

Wann arbeitet der Zinseszins für Sie?

Generell ist der Zinseszins aber natürlich dennoch ein Konzept, das in jeder Hinsicht für Sie arbeitet. Eine Rolle spielt der Zinseszins beispielsweise bei diesen Anlageformen:

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Bei Aktien und Anleihen können Sie theoretisch auch eine Art Zinseszins erhalten. Da diese Anlageformen allerdings nicht mit einem klassischen Zinssatz daherkommen, wollen wir diese hier für den Moment außenvorlassen. Dennoch vermehren sich Anlagen wie diese bei langer Laufzeit auch von selbst, da auch hier die Erträge jeweils erneut weitere Erträge erzielen können. 

Mit einem klassischen Zinseszins haben Sie es dagegen beispielsweise beim Tagesgeld zu tun. Hier ist diese Art des Zinssatzes auch die Regel und kommt im Prinzip immer vor. Aufzeigen wollen wir Ihnen das zuerst an einem Beispiel. Dafür nehmen wir eine Anlage in Höhe von 100.000 Euro, die Sie mit einem Zinssatz von 0,5 Prozent anlegen. Hierfür erhalten Sie im ersten Jahr (beispielhaft gehen wir auch hier von einer jährlichen Verzinsung aus) insgesamt 500 Euro Zinsen. Im zweiten Jahr steigt der Anlagebetrag demnach auf 100.500 Euro. Dafür erhalten Sie wieder eine Verzinsung von 0,5 Prozent. Ihr Zinsgewinn beläuft sich deshalb auf 502,50 Euro. Dieser zusätzliche Gewinn von 2,50 Euro mögen in diesem Moment nicht viel klingen, doch die Erträge können sich summieren. Zeigen wollen wir Ihnen das an den Effekten des Zinseszinses am obigen Beispiel:

  • 500 Euro Zinsen im ersten Jahr
  • 502,50 Euro Zinsen im zweiten Jahr
  • 505,01 Euro Zinsen im dritten Jahr
  • 507,54 Euro Zinsen im vierten Jahr
  • 510,08 Euro Zinsen im fünften Jahr
  • 512,63 Euro Zinsen im sechsten Jahr
  • 515,19 Euro Zinsen im siebten Jahr
  • 517,76 Euro Zinsen im achten Jahr
  • 520,35 Euro Zinsen im neunten Jahr
  • 522,96 Euro Zinsen im zehnten Jahr

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Natürlich ist der Zinseszins auf Grund der sinkenden Tagesgeldzinsen nicht mehr so relevant wie noch vor einigen Jahren (Stand: 01/2018). Bei einem Tagesgeldkonto bringt Ihnen der Zinseszins deshalb nur dann wirklich viel, wenn Sie sehr viel Geld anlegen oder einen sehr langen Anlagehorizont wählen. Der Zinseszins bringt besonders bei Anlagen ab fünf oder zehn Jahren einen sehr großen Effekt. An unserem Beispiel sehen Sie dabei, dass Sie nach drei Jahren durch den Zinseszins insgesamt ein paar Euro zusätzlich erhalten haben. Mit der Zeit steigt der Betrag immer weiter an (siehe oben). Je länger Sie auf Ihr Tagesgeldkonto setzen, desto höher sind am Ende also auch die Zinsgewinne, die Sie erhalten.

Beim Festgeld sind die Effekte teilweise noch größer, da Sie hier einen längeren Anlagehorizont haben und meist auch höhere Zinsen erhalten. Beispielhaft wollen wir Ihnen das an einer Anlage von 100.000 Euro mit einem Zinssatz von 1 Prozent zeigen. Auch hier gehen wir der Einfachheit halber davon aus, dass die Verzinsung jeweils in einem jährlichen Turnus erfolgt:

  • 1.000 Euro Zinsen im ersten Jahr
  • 1.010 Euro Zinsen im zweiten Jahr
  • 1.020,10 Euro Zinsen im dritten Jahr
  • 1.030,30 Euro Zinsen im vierten Jahr
  • 1.040,60 Euro Zinsen im fünften Jahr
  • 1.051.20 Euro Zinsen im sechsten Jahr
  • 1.061,52 Euro Zinsen im siebten Jahr
  • 1.072,14 Euro Zinsen im achten Jahr
  • 1.082,86 Euro Zinsen im neunten Jahr
  • 1.093,69 Euro Zinsen im zehnten Jahr

Innerhalb von zehn Jahren ist aus Ihrer Anlage von 100.000 Euro entsprechend insgesamt eine Summe von 110.462,14 Euro geworden. Trotz der niedrigen Zinsen lassen sich eben doch noch teilweise überraschend hohe Zinserträge erzielen (zumindest bei hohen Anlagesummen). Der Effekt des Zinseszinses ist dabei schon bei einem Anlagehorizont von zehn Jahren durchaus merkbar. Sie erhalten im obigen Beispiel dank des Zinseszinses insgesamt 462,14 Euro zusätzlich. Ohne den Zinseszins hätten Sie "nur" 10.000 Euro erhalten, mit dem Zinseszins sind es 10.462,14 Euro. Zudem ist der Effekt des Zinseszinses in der Realität sogar noch größer, da die Verzinsung nicht jährlich, sondern teilweise quartalsweise erfolgt. Dadurch sind die Effekte noch stärker und sorgen für ein noch größeres Plus.

Gibt es den Zinseszins bei jeder Tages- und Festgeldanlage?

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Leider ist der Zinseszins nur beim Tagesgeld die Regel. Hier werden die Zinsen gemeinhin immer direkt wieder auf das Konto gutgeschrieben und entsprechend auch weiter verzinst. Beim Festgeld ist die Regel, dass Ihre Zinsen immer auf das Referenzkonto, also Ihr Bankkonto gutgeschrieben werden. In diesem Fall erhalten Sie keine Zinseszinsen und profitieren entsprechend auch nicht vom dem attraktiven Zusatzzins. Wir empfehlen Ihnen deshalb in unserem Tagesgeld- und Festgeldvergleich genau darauf zu achten, wie die Zinsgutschrift erfolgt. Wenn Sie Ihr Geld langfristig anlegen wollen, spielt der Zinseszins eine große Rolle und kann Ihnen viel Geld bringen. Bei Anlagehorizonten von 10 und mehr Jahren geht es um enorme Summen.

Natürlich spielt auch der Zinssatz für den Zinseszins eine wichtige Rolle. Wenn die Zinsen für eine Tagesgeld- oder Festgeldanlage höher sind, profitieren Sie auch überproportional vom Zinseszins. Wir empfehlen Ihnen daher in unserem Tagesgeldvergleich und auch unserem Festgeldvergleich nach besonders attraktiven Angeboten Ausschau zu halten, um möglichst stark vom Zinseszins zu profitieren.

Vorsicht ist allerdings beim Tagesgeld geboten: Die Banken können den Zinssatz hier variabel verändern. Das heißt, dass Sie die Zinseszinsen und generell jegliche Zinseffekte nicht immer fest einplanen können. Vielmehr können Sie nur damit kalkulieren, dass sich die Zinssätze nicht verändern und Sie entsprechend auch langfristig von den Zinsen und Zinseszinsen profitieren. Garantieren kann Ihnen das bei einem Tagesgeldkonto leider niemand.

Der Zinseszins spielt Ihnen in die Karten

Die Idee des Zinseszinses lässt sich recht leicht erklären. Die Effekte sind besonders bei Tages- und teilweise auch beim Festgeld die Regel und ermöglichen es Ihnen, Ihr Geld schneller zu vermehren. Gerade bei längeren Anlagehorizonten ist der Zinseszins für Sie hoch attraktiv. Wir empfehlen Ihnen deshalb genau darauf zu achten, wie die Zinsen gutgeschrieben werden. Den Zinseszins erhalten Sie nämlich immer nur dann, wenn die Gewinn auch weiter verzinst werden – also auf dem Anlagekonto verbleiben und nicht einem Referenzkonto gutgeschrieben werden (Stand: 11/2017).

Bildquellen:

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Mario Draghi (EZB): EZB
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Diagramm Zinsverlauf: Blotty | Dreamstime Stock Photos

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