Für wen lohnt sich ein Bausparvertrag?

Wer in naher Zukunft an ein Eigenheim denkt, muss sich natürlich auch über dessen Finanzierung Gedanken machen. Mit Hilfe unseres Ratgebers können Sie entscheiden, ob ein Bausparvertrag dafür das richtige für Sie ist.

Sachbezugskarte
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Ist ein Bausparvertrag noch sinnvoll?

Der Bausparvertrag hat in den vergangenen 50 Jahren im Hinblick auf seine Akzeptanz durchaus einige Höhen und Tiefen erlebt. Insbesondere in den 60er und 70er Jahren galt Bausparen als die beste Möglichkeit, einerseits zu sparen und andererseits mittels des günstigen Bauspardarlehens das Eigenheim zu finanzieren. Zwischenzeitlich hatten aber insbesondere junge Erwachsene das Bausparen als altmodisch und nicht mehr zeitgemäß angesehen. Diese Einstellung scheint sich mittlerweile wieder geändert zu haben, denn trotz niedriger Sparzinsen und der Tatsache, dass eine Immobilienfinanzierung über ein gewöhnliches Hypothekendarlehen zu günstigen Konditionen möglich ist, scheint das Bausparen wieder „in“ zu sein.

Wie funktioniert Bausparen?

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Damit Sie sich ein möglichst umfangreiches Bild darüber machen können, ob sich ein Bausparvertrag für Sie persönlich lohnt oder nicht, sollten Sie zumindest grundlegende Kenntnisse darüber haben, wie Bausparen überhaupt funktioniert. Das Bausparen funktioniert nach einem Umverteilungssystem, mit dem oftmals auch die Bezeichnung Bauspartopf in Verbindung gebracht wird. Auf der einen Seite gibt es Bausparer, die sich noch in der Ansparphase befinden und in der Regel monatlich Beiträge in ihren eigenen Bausparvertrag und somit automatisch in den virtuellen Bauspartopf einzahlen. Die in diesem Topf vorhandenen Guthaben können dann an andere Bausparer in Form des Bauspardarlehens verliehen werden, die sich bereits am Ende der Ansparphase befinden und/ oder bereits einen zuteilungsreifen Bausparvertrag haben.

Der Bausparvertrag kann sich demnach in die folgenden Phasen gliedern:

  • Ansparphase (Einzahlphase)
  • Zuteilungsreife - warten auf Zuteilung
  • Darlehensphase

Grundsätzlich ist der Bausparvertrag in der Hinsicht flexibel, als dass Sie zwar unter bestimmten Voraussetzungen einen Anspruch auf ein günstiges Bauspardarlehen haben, dieses jedoch nicht zwangsläufig nutzen müssen.

Bausparvertrag - Ansparphase mit äußerst geringen Zinsen

Wenn Sie sich nun die Frage stellen, ob sich ein Bausparvertrag aktuell noch lohnt, müssen Sie stets die zwei Teile eines Bausparvertrages betrachten, nämlich zum einen die Ansparphase und zum anderen die spätere Darlehensphase. Betrachten Sie sich die Ansparphase isoliert, so werden Sie wahrscheinlich schnell zu dem Ergebnis kommen, dass sich ein Bausparvertrag nicht mehr lohnt. Die Zinsen bewegen sich je nach Angebot und Bausparkasse sowie den unterschiedlichen Bauspartarifen häufig nur noch zwischen 0,1 und 0,5 Prozent. Frühere Guthabenzinsen, die sich teilweise bei mehr als drei Prozent plus einer ordentlichen Prämie bewegten, gehören bereits länger der Vergangenheit an.

Unser Tipp: Bausparvertrag nicht als reinen Sparvertrag nutzen

Aufgrund der angesprochenen Zinssituation ist es so, dass wir den Bausparvertrag nicht als reinen Sparvertrag empfehlen können. Nur unter der Voraussetzung, dass Sie später mit größerer Wahrscheinlichkeit das zinsgünstige Bauspardarlehen nutzen möchten, sollten Sie sich überhaupt darüber Gedanken machen, ob ein Bausparvertrag für Sie eine persönlich eine passende Lösung sein kann.

Bauspardarlehen: Günstige Zinsen und langfristige Zinssicherheit

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Wenn wir einmal davon ausgehen, dass Sie den Bausparvertrag nicht nur als reinen Sparvertrag nutzen möchten, müssen wir zur Beurteilung der Frage, ob ein Bausparvertrag aktuell noch Sinn macht oder nicht, auf jeden Fall das mögliche Bauspardarlehen betrachten. So gering die Guthabenzinsen derzeit beim Bausparvertrag nämlich sind, so niedrig sind auch die Darlehenszinsen, die Sie beim späteren Bauspardarlehen zahlen müssen. Damit Sie das Darlehen abrufen können, muss der Bausparvertrag allerdings zuteilungsreif sein, also eine bestimmte Bewertungszahl erreicht haben. Die wichtigsten Faktoren, die Einfluss auf die Zuteilungsreife haben, sind:

  • Mindestsparzeit erfüllt
  • Mindestguthaben erreicht (oft 30 bis 50 Prozent der Bausparsumme)
  • Ausreichende Bewertungszahl erreicht

Die Zuteilungsreife ist bei jedem Bausparvertrag die zwingende Voraussetzung, die zum Abruf des Bauspardarlehens erfüllt werden muss. Je nach Bausparkasse dauert es meistens zwischen drei und neun Monaten, bis das Bauspardarlehen nach dem Erreichen der Zuteilungsreife tatsächlich ausgezahlt werden kann.

Kein Zinsänderungsrisiko beim Bauspardarlehen als großer Vorteil

Einen großen Vorteil des Bausparervertrages bzw. konkret des Bauspardarlehens sollten Sie auf jeden Fall kennen, bevor Sie für sich selbst entscheiden, ob sich ein Bausparvertrag lohnt oder nicht. Es handelt sich dabei um die Zinssicherheit, denn die im Tarif enthaltenen Darlehenszinsen gelten bis zur vollständigen Tilgung des Bauspardarlehens. Es gibt also kein Zinsänderungsrisiko, wie es beispielsweise bei einer Finanzierung mittels eines Hypothekendarlehens mit einer Zinsfestschreibung von zehn Jahren der Fall ist, wenn die gesamte Darlehenslaufzeit zum Beispiel 20 Jahre beträgt. Mit dem Bauspardarlehen haben Sie also eine enorme Zinssicherheit, die für viele Kreditnehmer sehr wichtig ist.

Wohnriester als attraktive Riester-Förderung

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Ein weiteres Argument, welches durchaus trotz niedriger Guthabenzinsen für den Bausparvertrag spricht, ist das sogenannte Wohnriester. Es handelt sich dabei um eine spezielle Variante der Riester-Förderung bzw. in diesem Fall können Sie die Zulagen in einen Bausparvertrag fließen lassen. Dabei kann es sich sowohl um die Grundzulage als auch um eine eventuelle Kinderzulage handeln, die Sie für Ihre minderjährigen Kinder jährlich erhalten. Ein Vorteil besteht beim Wohnriester zudem darin, dass Sie den Vertrag unschädlich auflösen können, um das Guthaben für die Tilgung eines Hypothekendarlehens zu nutzen. Weitere Prämien, die Sie im Zusammenhang mit dem Bausparvertrag erhalten, können unter Berücksichtigung der geltenden Einkommensgrenzen ebenfalls interessant sein, nämlich die Wohnungsbauprämie sowie die Arbeitnehmersparzulage. Allerdings sollten diese Förderungen kein allzu bedeutendes Entscheidungskriterium sein, wenn es um den grundsätzlichen Abschluss eines Bausparvertrages geht.

Für wen ist ein Bausparvertrag heute noch geeignet?

Falls Sie sich aufgrund unser vorherigen Ausführungen noch nicht für oder gegen einen Bausparvertrag entscheiden konnten, möchten wir Ihnen noch eine weitere Hilfe an die Hand geben. Unserer Ansicht nach ist ein Bausparvertrag auch in der heutigen Niedrigzinssituation weiterhin für Einzelpersonen und Familien geeignet, die sich relativ sicher sind, in den kommenden drei bis zehn Jahren ein Eigenheim bauen oder erwerben zu wollen. Nicht geeignet ist der Bausparvertrag aufgrund seiner äußerst geringen Rendite als reiner Sparvertrag, denn dann gibt es deutlich bessere Alternativen, beispielsweise Fondssparpläne.

Wer jedoch in einigen Jahren eine Immobilienfinanzierung durchführen möchte und dabei zumindest durch das Bauspardarlehen eine hohe Zinssicherheit und damit Kalkulationssicherheit erlangen will, für den ist ein Bausparvertrag sicherlich nach wie vor sehr gut geeignet. Dies gilt umso mehr, wenn gleichzeitig eine Riester-Förderung genutzt werden kann, die zum Beispiel bei einer vierköpfigen Familie mit zwei minderjährigen Kindern jährlich in der Summe über 900 Euro betragen kann.

Zahlreiche Tarife miteinander vergleichen

Falls Sie sich für den Abschluss eines Bausparvertrages entschieden haben, sollten Sie auf jeden Fall unseren ausführlichen Vergleich der Angebote durchführen. Abschließen können Sie Bausparverträge sowohl bei den Bausparkassen als auch bei verschiedenen Kreditinstituten, die mit bestimmten Bausparkassen zusammenarbeiten. Zuvor sollten Sie allerdings die Möglichkeit nutzen, die zahlreichen Bauspartarife miteinander zu vergleichen.

Hilfreich ist es, wenn Sie bei einem derartigen Bauspar-Vergleich auf die folgenden Punkte achten:

  • Mindestsparanteil (30, 40 oder 50 Prozent der Bausparsumme)
  • Guthabenzins plus eventueller Prämien/ Bonus
  • Darlehenszinssatz
  • Laufzeit des Darlehens (Höhe der Tilgung)
  • Sind Sondertilgungen in der Darlehensphase möglich?
  • Abschlussgebühren und sonstige Kosten

Wenn Sie diese Aspekte und noch einige andere Punkte beachten, werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit den für Sie optimal geeigneten Bausparvertrag finden. Denken Sie allerdings daran, dass der Bausparvertrag bzw. das spätere Bauspardarlehen in seltenen Fällen alleinige Bestandteile einer Immobilienfinanzierung sein können. Meistens ist es nämlich nach wie vor das Annuitätendarlehen, welches die Hauptsäule der Baufinanzierung darstellt. Dennoch ist es mit einer geschickten Kombination aus Bausparguthaben und Bauspardarlehen möglich, durchaus zwischen 20 und 50 Prozent des gesamten Finanzierungsbedarfs über den Bausparvertrag zu decken.

Bildquellen:

Holzfigur mit Haus: Fantasista | Dreamstime Stock Photos
Sparschwein: Tomasz Tulik | Dreamstime Stock Photos
Familie: Konstantin32 | Dreamstime Stock Photos

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