Warum kann ich bei Amazon nicht per PayPal bezahlen?

Sie können Käufe bei Amazon.de nicht per PayPal bezahlen (Stand: 05/2017). Die jeweils größten Player ihrer Branche arbeiten anscheinend nicht zusammen. Doch diese Beobachtung stimmt nur zum Teil. 

Sachbezugskarte
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Amazon und PayPal

Inhaltsverzeichnis

  1. Amazon und PayPal – eine noch offene Geschichte
  2. Wie arbeiten Amazon und PayPal aktuell zusammen?
  3. Wie kann ich (nicht) bei Amazon.de bezahlen?
  4. Hintergründe
  5. Wie sah diese Zusammenarbeit zwischen Amazon und PayPal bisher aus?
  6. Bietet Amazon bald PayPal an?
  7. Wie könnten Amazon und PayPal zukünftig zusammenarbeiten?


Amazon und PayPal – eine noch offene Geschichte

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Aktuell können Sie keine Produkte oder Dienstleistungen bei Amazon mithilfe von PayPal bezahlen. Das mag Sie verwundern. Denn immerhin gehören beide Unternehmen zu den bekanntesten und am weitesten verbreiteten Playern ihrer Branche – nicht nur in Deutschland (Stand: 05/2017). Zwei zentrale Punkte sprechen klar und deutlich gegen eine enge Zusammenarbeit:

Erstens: Mit Amazon Pay (früher noch "Amazon Payments") bietet der Online-Marktplatz seinen Kunden eine eigene Bezahlfunktion an. Diese Funktion können seit dem 27. April 2011 auch externe Händler aus Deutschland in ihren Online-Shop integrieren. Amazon-Kunden können ihre Login-Daten entsprechend auch bei Drittanbietern nutzen, um Produkte und Dienstleistungen zu bezahlen. Amazon Pay ist – wie auch die meisten anderen Bezahloptionen – in der Regel für den Kunden kostenlos. Die Händler entrichten aber eine Gebühr pro Transaktion an Amazon.

Übrigens: Amazon Pay hatte im Februar 2017 rund 33 Millionen Kunden aus 170 Ländern – ein Jahr vorher waren es noch 23 Millionen Kunden. Es geht dabei nur um die Bezahlfunktion und nicht um den Online-Marktplatz – dieser weist weltweit rund 300 Millionen aktive Kunden-Accounts vor. PayPal hatte im Mai 2017 rund 200 Millionen aktive Kontoinhaber. In diesem Bereich hat Amazon also noch einiges aufzuholen.

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Zweitens: PayPal wurde am 17. Juli 2015 von dem (inzwischen ehemaligen) Mutterkonzern eBay abgetrennt. Beide Unternehmen arbeiten zwar teilweise noch immer zusammen, sind seit der Abspaltung aber eigenständig und können dementsprechend auch neue Kooperationen eingehen. eBay darf seitdem mit anderen Zahlungsanbietern kooperieren und PayPal mit weiteren Online-Marktplätzen zusammenarbeiten, zum Beispiel auch mit den Konkurrenten Amazon und Alibaba. PayPal müsste eBay aber gleichzeitig dieselben Bedingungen anbieten, heißt es im Abspaltungsvertrag, berichtete Recode damals in Bezug auf den damaligen eBay-CEO John Donahoe.

In diesem Vertrag steht auch, dass keines der zwei Unternehmen innerhalb von fünf Jahren einen Konkurrenten des anderen Players gründen darf. eBay dürfte also kein eigenes Bezahlunternehmen starten und PayPal keinen eigenen Marktplatz. Es gibt allerdings eine Ausnahme: Würde PayPal zum Beispiel von Amazon gekauft werden, dürfte eBay nach 18 Monaten einen Bezahldienst starten.

In dem Vertrag ist aber auch festgehalten, dass beide Firmen fünf Jahre lang nach der Trennung zusammenarbeiten. Durch den sogenannten Fremdvergleichsgrundsatz ("arm‘s length principle") sollten die Beziehungen zwischen eBay und PayPal optimiert, formalisiert und fortlaufende Synergien besser genutzt werden, hieß es damals in der Presseerklärung.

Wie arbeiten Amazon und PayPal aktuell zusammen (Stand: 05/2017)?

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In den USA können Kunden Amazon.com-Geschenkkarten über 25, 50 oder 100 US-Dollar per PayPal bezahlen, hat das Fachblog EcommerceBytes am 27. Mai 2017 berichtet. Das Payment-Unternehmen hat seinen eigenen Nutzern per E-Mail mitgeteilt, dass es mit dem Online-Marktplatz kooperiert. Diese Zusammenarbeit besteht allerdings ausschließlich in den USA und nur im Gutschein-Bereich: Konkret müssen Kunden von PayPal dafür die US-Geschenkekarten-Webseite des Bezahldienstes besuchen und dort "Amazon.com Gift Card" auswählen. Neben der Gutscheinhöhe können Sie auch auswählen, ob Sie die Karte für sich selbst kaufen oder als Geschenk für Dritte erwerben wollen. PayPal betreibt auch eine Geschenkkarten-Seite auf eBay, dort werden allerdings keine Amazon-Gutscheine vertrieben (Stand: 05/2017). Es ist nur verständlich, dass eBay kein Interesse daran hat. Immerhin ist Amazon der ärgste Konkurrent.

Einem Selbsttest der Bezahlen.de-Redaktion zufolge können deutsche Kunden Amazon-Geschenkkarten nicht per PayPal bezahlen – dies gilt auch für Großbritannien. US-Kunden des Marktplatzes können aber auch keine anderen Produkte oder Dienstleistungen per PayPal bezahlen (Stand: 05/2017).

Aber wer weiß, vielleicht arbeiten die zwei US-Unternehmen zukünftig doch bald enger zusammen? Immerhin hätte es für beide Partner Vorteile, wenn Amazon-Kunden per PayPal bezahlen könnten. Amazon ist (nicht nur) im deutschen Online-Handel die unangefochtene Nummer 1. Danach folgenden (Stand: 05/2017):

  • Otto
  • Zalando
  • Notebooksbilliger
  • Cyberport
  • Tchibo
  • Bonprix
  • Conrad
  • Alternate
  • Apple

Übrigens: PayPal wird von diesen neun aufgelisteten Online-Händlern akzeptiert. Amazon ist also unter den Top-10 der E-Commerce-Branche der einzige Anbieter, der nicht auf PayPal zurückgreift.

Ähnlich sieht es bei PayPal aus. Dieser US-amerikanische Anbieter führt die Rangliste an, wenn es bei den Deutschen um das Thema Online-Payment geht. Auf den Plätzen folgen diese Bezahloptionen (Stand: 05/2017):

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Die Kooperation zwischen Amazon und PayPal überrascht aber trotzdem – die Gründe dafür können Sie in Kurzfassung oben oder ausführlicher weiter unten lesen. Aktuell könnten Sie theoretisch etwas auf eBay verkaufen, sich den Betrag per PayPal schicken lassen und mit diesem Geld Geschenkkarten bei Amazon.com kaufen. Einen solchen Gutschein können Sie oder eine andere Person natürlich wiederum bei dem führenden US-amerikanischem Online-Marktplatz einlösen.

Es ist davon auszugehen, dass sich eBay nicht allzu sehr über die Kooperation zwischen Amazon und PayPal freut – auch wenn bei der Trennung von PayPal und eBay klar geregelt wurde, dass neue Partner erlaubt sind (siehe oben). Dennoch dürfte es für eBay werden im Wettbewerb mit Amazon nicht einfacher geworden sein. Letzterer ist sowieso schon Marktführer im E-Commerce. Denn durch die neue Kooperation dürften Kunden noch mehr Zeit auf Amazon verbringen – Zeit, die sie nicht mehr bei eBay nach Produkten suchen können.

Wie kann ich (nicht) bei Amazon.de bezahlen?

Amazon.de unterstützt in Deutschland die folgenden Zahlungsarten (Stand: 05/2017):

  • Amazon.de VISA Karte (ohne die Eingabe der Kreditkartenprüfnummer CVC)
  • Kreditkarten
  • Gutscheine (Amazon.de-Geschenkgutscheine und Amazon.de-Aktionsgutscheine)
  • Rechnung
  • Bankeinzug

Die folgenden Zahlungsarten akzeptiert Amazon.de ausdrücklich (laut Webseite) nicht:

  • Scheck
  • Barzahlung (unabhängig von der Währung)
  • Überweisung / Vorabüberweisung
  • PayPal
  • Ratenzahlung
  • Nachnahme
  • Vorauszahlung
  • Bank-Sparkarte
  • Erlagschein (Österreich)
  • Maestrocard (Österreich)


Hintergründe

Das Verhältnis von Amazon und PayPal

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Geht es um Amazon und PayPal, sollten Sie außerdem wissen, dass ein ehemaliger Manager des Bezahldienstes die Paymentsparte des Online-Marktplatzes leitet (Stand: 05/2017). Bereits im Januar 2015 ist Patrick Gauthier von PayPal zu Amazon gewechselt. Seine genaue Position heißt "Vice President" bei Amazon Pay. Schon im Januar 2016 hatte Gauthier im Interview mit Cnet gesagt, dass Amazon PayPal schon längst eingebunden hätte, wenn die eigenen Kunden danach verlangt hätten. Vielleicht haben seitdem doch einige Amazon-Kunden nach PayPal verlangt?

Warum haben sich eBay und PayPal getrennt?

PayPal wurde bereits im Jahr 1998 gegründet. Vier Jahre später hat eBay das Bezahlunternehmen übernehmen. Seitdem wuchs PayPal als Tochterunternehmen des Online-Marktplatzes. Im Jahr 2014 gab eBay bekannt, dass PayPal abgespalten werden soll. Beide Player wurden im Folgejahr in unabhängige, börsennotierte Unternehmen getrennt. Sie sollten damit einzeln flexibler sein und schneller wachsen können – ein Wunsch, der wohl vor allem auf PayPal zutraf bzw. zutrifft (Stand: 05/2017).

Mit welchen Partnern arbeiten eBay und PayPal jeweils zusammen?

PayPal wird u.a. von den folgenden Online-Marktplätzen angeboten (Auswahl):

  • eBay.de
  • rakuten.de
  • real.de
  • dawanda.de
  • hood.de
  • yatego.de

eBay-Logo

eBay setzt neben PayPal "nur" auf Standard-Bezahlverfahren:

  • Rechnung
  • Lastschrift (über PayPal)
  • Kreditkarte (über PayPal)
  • Überweisung
  • Kreditkarte (nicht über PayPal)
  • Barzahlung bei Abholung
  • Nachnahme

Wie sah diese Zusammenarbeit zwischen Amazon und PayPal bisher aus (Gerücht aus dem Januar 2017)?

Der PayPal-Geschäftsführer Dan Schulman hat sich bereits Anfang 2017 mit Vertretern von Amazon für Gespräche getroffen, offenbarte Schulman damals selbst. Anscheinend haben unter anderem diese Treffen zu der Gutschein-Kooperation geführt. Der PayPal-CEO sagte in dem Bloomberg-Interview, dass sein Unternehmen nah an der Marke von 200 Millionen Nutzern ist und bei dieser Größenordnung viele Händler über die Integration von PayPal nachdenken würden (Stand: 01/2017).

Bietet Amazon bald PayPal an?

Gerade in Europa könnte sich die PayPal-Implementierung für Amazon rechnen. Denn vor allem im Vergleich zu den USA greifen relativ wenige Kunden auf eine Kreditkarte zurück. In Deutschland liegen wie bereits beschrieben PayPal und der Kauf auf Rechnung auf den ersten Plätzen beim Thema Online-Shopping. Amazon könnte mithilfe von PayPal also unter Umständen noch viele weitere Neukunden erreichen. Denn Bestandskunden haben Ihre Bezahldaten mit Sicherheit schon bei Amazon hinterlegt, um Käufe so schnell wie möglich abzuschließen. Die Antwort auf die Frage, ob Amazon PayPal bald anbietet, kann damit nicht abschließend beantwortet werden (Stand: 0572017).

Wie könnten Amazon und PayPal zukünftig zusammenarbeiten?

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PayPal hat Medienberichten zufolge schon länger darüber nachgedacht, mit Amazon zusammenzuarbeiten. Immerhin kann der Bezahldienst seine Reichweite damit extrem ausbauen.

Sollte Amazon PayPal als Bezahloption anbieten, müsste vorher aber zum Beispiel geklärt werden, ob und welche Gebühren die externen Amazon-Händler für die Nutzung von PayPal bezahlen müssten. Denn viele Drittunternehmen dürften die neue Option zwar gern mitnehmen, aber sicher Extra-Kosten vermeiden wollen.

Spätestens nach der Kooperation zwischen Amazon und PayPal könnte eBay reagieren und weitere Bezahloptionen integrieren. Bisher bietet das US-Unternehmen in Deutschland nur "Standard"-Bezahlwege, Sofortüberweisung fehlt zum Beispiel (Stand: 05/2017).

Zusammenfassend könnte die Gutschein-Kooperation zwischen Amazon und PayPal nur ein erster Schritt sein. Denn tun sich diese beiden Player zusammen, könnte das ein großer Vorteil für beide Unternehmen darstellen. Allerdings liegt es nahe, dass der Bezahldienst diesen großen Schritt erst fünf Jahre nach der eBay-Trennung geht, also 2020 (Stand: 05/2017).

Bildquellen:

Amazon: phx.corporate-ir.net
eBay: ebayinc.com
PayPal: paypal.com
Amazon: Amazon
Paar am Tablet: Nyul | Dreamstime.com

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