Fotoüberweisungen

Sie geben die IBAN bei Überweisungen noch per Hand ein und müssen sie auch immer zig Mal kontrollieren? Hilfe naht: Fotoüberweisungen können Ihnen Zeit sparen.

Sachbezugskarte
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Überweisungen per Scan

Inhaltsverzeichnis

  1. Definition
  2. Kritik
  3. Anbieter
  4. Anwendungsbeispiele (Auswahl)
  5. Kosten
  6. Vor- und Nachteile


Definition

dkb-fotoueberweisung

Früher wussten Sie bestimmt Ihre Kontonummer sowie Ihre Bankleitzahl auswendig und vielleicht sogar die von anderen Personen. Heute benötigen Sie in der Regel nur die Internationale Bankkontonummer (IBAN), um Überweisungen durchzuführen. Sie kennen höchstens noch Ihre eigene IBAN, wenn überhaupt.

Das ist ähnlich wie bei Telefonnummern: Früher wusste man viele Nummern auswendig. Heute nehmen uns technische Geräte diese Denkleistung ab. Die wichtigsten Telefonnummern und IBANs werden im Smartphone, auf dem Tablet oder dem Laptop gespeichert. Niemand merkt sich mehr Nummern. Das ist auch nicht nötig. Nun soll eine weitere Lösung soll Ihnen dabei helfen, um Transaktionen noch schneller durchführen zu können: Die Fotoüberweisung.

Kurz zusammengefasst müssen Sie durch die Fotoüberweisung im besten Fall keine Bankverbindung des Empfängers mehr per Hand eingeben. Ein Foto mit Ihrem Smartphone soll ausreichen, um die wichtigsten Daten zu scannen und automatisch in das Formular zu übertragen. Sie müssen diese Angaben noch überprüfen und eine TAN eingeben.

Kritik

Mit dieser Lösung sollen auch Tippfehler durch den Nutzer der Vergangenheit angehören. Hier liegt allerdings ein mögliches Problem: Denn auch Technik ist nicht unfehlbar. Bei dem Anbieter Gini (siehe unten) spricht man je nach Feld von Erkennungsraten von 95 Prozent und mehr. Nutzer werden daher vor dem Abschluss meist aufgefordert, die Bankverbindung zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern. Auch hier kann es bei der händischen Bearbeitung der in Deutschland bis zu 22-Stellen der IBAN zu Fehler kommen.

Was viele Nutzer nicht wissen: Beim Auslesen der IBAN ist zusätzlich eine Prüfziffer integriert, die ein falsches Auslesen dieser Zeichenkombination verhindert. Erkennt Gini tatsächlich eine falsche Zahl (zum Beispiel "0" statt "8") oder ist ein Teil der IBAN verdeckt, wird in der Überweisungsmaske keine falsche IBAN angegeben, sondern das IBAN-Feld vollständig freigelassen. Der Anbieter will damit verhindern, dass sich ausgerechnet bei der komplizierten IBAN ein Fehler einschleicht. Dennoch sollten Sie vor der Freigabe der Zahlung immer alle Angaben prüfen.

Denn grundsätzlich gilt: geht die Überweisung tatsächlich an den falschen Empfänger raus, kann eine Rückforderung schwer werden. Eine Garantie gibt es nicht, dass Sie Ihr Geld zurückbekommen. Kreditinstitute prüfen leider nicht, ob IBAN und Name zusammengehören.

Ob Sie Mobile Banking bzw. sogar der Fotoüberweisung vertrauen, sollten Sie selbst entscheiden. Denn solche Transaktionen bergen ein gewisses Risiko, immerhin können es Hacker auf Ihr Geld abgesehen haben. Bei einer Fotoüberweisung geben Sie der App zudem bestimmte Rechte für Ihr Smartphone. Denn sie muss auf einige Daten zugreifen. In der Regel hat Ihr Kreditinstitut zwar den Auftrag für die Funktion der Fotoüberweisung extern vergeben, sodass dieser Entwickler ein externes Unternehmen ist (siehe unten). Gini speichert die Daten zum Beispiel für maximal vier Wochen auf eigenen Servern. Damit geben Sie vertrauliche Informationen an Dritte preis.

Anbieter

Gini

gini-logo

Viele Banken und Sparkassen in Deutschland haben die Fotoüberweisungs-Funktion in Ihre Apps integriert (siehe unten). Diese jeweils auf die Kreditinstitute zugeschnittenen Lösungen stammen meist von einem Anbieter aus München: Gini. Das Unternehmen arbeitet unter anderen mit den folgenden Firmen zusammen (Stand: 03/2017; teilweise mit Angaben zur Art der Kooperation):

  • Deutsche Bank (SmartÜberweisung für das Mobile- und Webbanking)
  • comdirect (Fotoüberweisung für die iOS und Android-App)
  • HypoVereinsbank (Fotoüberweisung für die iOS und Android-App)
  • ING-DiBa (Fotoüberweisung für die iOS und Android-App)
  • Sparda-Bank (Fotoüberweisung für die iOS und Android-App)
  • Sparkasse (Fotoüberweisung für die iOS und Android-App)
  • DKB (Fotoüberweisung für die iOS und Android-App)
  • billomat (Rechnungs- und Dokumentenverwaltung)
  • eurodata (Lösungen für Steuerberater und Buchhaltungsbüros)
  • Bilendo
  • Candis
  • FastBill (Buchhaltung für kleine Unternehmen und Selbständige)
  • E-Post (Intelligentes Dokumentenmanagement)
  • Spendit

gini-app

Gini versteht eigenen Angaben zufolge Dokumente wie zum Beispiel Rechnungen, Belege, Briefe, Verträge und Angebote in Echtzeit und gibt diese strukturiert wieder. Die Software des Startups basiert auf künstlicher Intelligenz, kann unter anderem Daten aus Textdokumenten wie zum Beispiel Fotos oder Bildern extrahieren und sie semantisch interpretieren. Dies ist wiederum bei der Fotoüberweisung der Fall. Das Programm erkennt die nötigen Informationen auf dem Bild und fügt sie passend in die Formularfelder ein. Im Jahr 2016 wurden mithilfe von Ginis Fotoüberweisung fast 100 Millionen Euro transferiert.

Unternehmen sollen Gini in 30 Minuten in das eigene System integrieren können. Dafür bietet es vorgefertigte Software Development Kits (SDK) für Ruby, Javascript, Objective-C und Android. Das Hosting des Startups findet in Deutschland statt. Gini garantiert zudem, dass es keine Daten verkauft und keine Werbung schaltet. Was viele Firmen und Kreditinstitute auch überzeugt haben dürfte: Die Software fügt sich nahtlos in die eigene Corporate Identity ein, sodass sich das Design nicht unterscheidet.

Gini bietet die Lösung zur Fotoüberweisung aber nicht nur externen Firmen an, sondern hat diese auch in die eigene iOS und Android-App "Gini Pay - Fotoüberweisung" integriert. Diese Anwendung stellt dabei eine sichere Verbindung zu Ihrem Kreditinstitut her. Dafür arbeitet Gini mit über 3.000 Banken in Deutschland zusammen (Stand: 03/2017). Für die Eingabe der TAN können Sie die folgenden Verfahren verwenden:

  • mobileTAN
  • smsTAN
  • pushTAN
  • appTAN

Wollen Sie eine Fotoüberweisung mit der Gini-Software durchführen, sollten sie allerdings auf die Lichtverhältnisse achten. Denn nicht umsonst weist das Startup Nutzer auf einige Regeln hin. Sie sollten dabei:

  • die Rechnung/den Zahlschein flach fotografieren
  • das Handy parallel zur Rechnung/zum Zahlschein halten
  • die Rechnung/den Zahlschein vollständig dem Rahmen im Bildschirm anpassen

Beachten Sie diese Hinweise nicht und stimmen die Lichtverhältnisse nicht, erkennt das System auch nicht die nötigen Informationen. Daher wünschen sich einige Nutzer die Einbindung von GiroCode: Dabei müssen Sie einen QR-Code scannen, der wiederum die Bankverbindung beinhaltet und in das Formular einträgt. Diese Lösung umgeht das Problem der fehlerhaften Zeichenerkennung. Die Sparkassen-App ist zum Beispiel mit der GiroCode-Funktion ausgestattet, die Anwendung von ING-DiBa dagegen nicht (Stand: 03/2017).

Das folgende Video erklärt Gini Pay in 35 Sekunden:

Anwendungsbeispiele (Auswahl)

Sparkasse

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Die Sparkasse hat Ende 2016 ihre Android- und iOS-Apps Sparkasse sowie Sparkasse+ aktualisiert und unter anderem die Fotoüberweisungs-Funktion eingebaut. Kurz nach der Einführung wurden bei der Sparkasse zum ersten Mal mehr mobile Überweisungen als per Online-Banking registriert.

Nutzer müssen für eine Fotoüberweisung auf der Startseite "Überweisen" auswählen und anschließend die Funktion "Foto". Nutzen Sie diese Funktion erstmalig, müssen Sie den Datenschutzhinweisen einwilligen – dies gilt auch für andere Institute. Danach wird Ihnen eine dreistufige Anleitung angezeigt (siehe oben bei Gini). Machen Sie nun das Foto, kontrollieren Sie die Daten und geben Sie eine TAN ein. Allerdings können Sie diese Art der Überweisung nur bei teilnehmenden Sparkassen einsetzen. Dazu gehören unter anderem die folgenden Sparkassen:

  • Sparkasse Leipzig
  • Sparkasse Frankfurt
  • Sparkasse Essen
  • Sparkasse Südwestpfalz
  • Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
  • Sparkasse Regensburg
  • Ostsächsische Sparkasse Dresden
  • Sparkasse Paderborn-Detmold

Am besten schauen Sie selbst in der App nach oder fragen den Berater Ihres Vertrauens. Die Funktion der Fotoüberweisung ist in den folgenden Apps verfügbar:

  • App Sparkasse (kostenlos)
    • iOS-Version
    • Android-Version
  • App Sparkasse+ (kostenpflichtig, dafür umfangreicher)
    • iOS-Version
    • Android-Version

ING-DiBa

logo_ing_diba

Auch die ING-DiBa arbeitet für die Fotoüberweisung mit Gini zusammen – allerdings bereits seit dem Jahr 2014. Die Funktion ist in der kostenlosen iOS- und Android-App "ING-DiBa Banking + Brokerage" verfügbar. Das System funktioniert ähnlich wie in der Gini- und Sparkassen-App: in der Anwendung "Überweisen" und "Fotografieren" auswählen, die Rechnung fotografieren, Daten prüfen und TAN eingeben. Das Foto wird automatisch ausgelöst. Sie müssen sich also nicht selbst um die Schärfe des Bildes kümmern. Die Bank empfiehlt für die Fotoüberweisung eine Wlan-Verbindung, vermutlich wegen eines erhöhten Daten-Traffics. Ähnlich wie bei der Sparkassen-App können Sie nur Bankinterne Konten verwalten.

DKB

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Die Deutsche Kreditbank (DKB) bietet die Fotoüberweisungsfunktion von Gini seit April 2016 in der eigenen, kostenlosen iOS- und Android-App "DKB-Banking" an. Entsprechend ähnlich funktioniert der Service auch hier:

  • Rechnung bereithalten
  • Fotoüberweisung in der App "DKB-Banking" öffnen
  • Dokument flach auf dunkle Fläche legen
  • Smartphone parallel zum Dokument halten, dann wird das Foto automatisch geschossen
  • Erkannte Bankverbindung prüfen
  • TAN eingeben

Sie können jedes TAN-Verfahren zur Bestätigung von Foto-Überweisungen nutzen. Die DKB weist darauf hin, dass die Fotoüberweisung (logischerweise) den Zugriff auf die Kamera erfordert und die Funktion nur auf kompatiblen Geräten verfügbar ist. Zu den notwendigen technischen Mindestanforderungen der Geräte gehören laut DKB:

  • Apple:
    • iPhone 4S oder besser
    • iPads sind auf Grund der schlechten Kamera und des fehlenden Blitzes nicht sinnvoll verwendbar – es wird von der Verwendung abgeraten
  • Android:
    • Kameraauflösung mit min. 8 Megapixel
    • Aktivierter Autofokus und Blitz
    • Arbeitsspeicher von mindestens 1 GB RAM

Ihre Kamera löst eventuell nicht automatisch aus, wenn die folgenden Fehlerquellen auftreten:

  • geknicktes Dokument
  • Dokument liegt außerhalb des Rahmens
  • Dokument liegt nicht vollkommen frei
  • heller Hintergrund
  • es ist zu dunkel

comdirect

comdirect-strategie

Im Sommer 2012 führte comdirect die Foto-Überweisung von Gini als erste Internetbank in Deutschland ein. Das Kreditinstitut aus Quickborn hat dafür die eigenständige, kostenlose App "comdirect smartPay App" für iOS- und Android-Geräte gestartet. Damit können Sie Rechnungen abfotografieren – am besten im Stehen, rät comdirect. Im Anschluss können Sie die Daten kontrollieren, eine TAN eingeben und somit online bezahlen.

Besonders ist die Archivierungsfunktion in der Anwendung hervorzuheben: Sie können gescannte Dokumente in verschiedenen Kategorien speichern, zum Beispiel zu Themen wie Gesundheit, Reise, Telekommunikation, usw. Das Archiv können Sie aber auch für Dokumente nutzen, die nichts mit der Bezahlfunktion zu tun haben. Damit haben Sie all Ihre Unterlagen immer beisammen. Aber auch hier geben Sie vertrauliche Daten an Dritte weiter. Als Muttergesellschaft bietet natürlich auch die Commerzbank die Fotoüberweisung an.

Deutsche Bank

Die Deutsche Bank nennt die Fotoüberweisung "SmartÜberweisung". Dafür hat sie testweise erst mit dem Stuttgarter Informationstechnik-Dienstleister GFT zusammengearbeitet, kooperiert dafür aber inzwischen mit Gini. Diese Funktion ist offiziell nur in der kostenlosen Android-App "Meine Bank" verfügbar. Sie benötigen dafür mindestens das Betriebssystem 4.0 und die App-Version 2.5. Die Funktion wird aber mithilfe von Bildern auch in Apples App Store beworben. Eigener Aussage zufolge arbeitet das Kreditinstitut an der Ausweitung auf weitere Geräte und Betriebssysteme. Das verwundert, da die Deutsche Bank die Fotoüberweisung ähnlich wie comdirect seit 2012 anbietet – also eigentlich genug Zeit hatte, um die Funktion auszuweiten.

db-app

Mithilfe der Fotoüberweisung können Sie auch bei der Deutschen Bank Transaktionen durchführen, ohne die Bankdaten des Empfängers eingeben zu müssen – ähnlich wie in der App von Gini selbst (siehe oben). Sie können aber nicht nur Rechnungen fotografieren, sondern beim Online-Banking auch bereits vorhandene Dateien aus einem Fotoalbum öffnen und für eine Überweisung verwenden.

Eine Besonderheit bei der Fotoüberweisung der Deutschen Bank: Die fotografierten Dateien werden nicht gespeichert.

Kosten

Die Funktion der Fotoüberweisung ist in der Regel in den Standard-Apps der Kreditinstitute integriert. Diese Anwendungen sind meistens kostenlos. Es gibt aber eine Ausnahme: die App "Sparkasse+" (Android: 0,99 Cent). Diese Anwendung bietet im Vergleich zur kostenlosen App "Sparkasse" auch mehr Funktionen. Grundsätzlich ist die Fotoüberweisung zwar in der Regel kostenlos, aber Ihr Kreditinstitut kann wiederum Gebühren für Transaktionen erheben – also auch für Fotoüberweisungen. Sind Sie sich unsicher, können Sie die Kostenübersicht von Ihrem Bankkonto studieren oder Sie fragen den Berater Ihres Vertrauens.

Vor- und Nachteile

Vorteile

  • schneller als Eingabe per Hand
  • Tippfehler sollen verhindert werden
  • viele bekannte Banken bieten Fotoüberweisungen an
  • ein deutscher Anbieter für Fotoüberweisungen hat sich anscheinend durchgesetzt
  • Deutsche Bank bietet Archiv-Funktion
  • meist kostenlose Funktion einer kostenlosen Banken-App
  • einfache Handhabung wie beim normalen Fotografieren
  • meist wird das Foto automatisch geschossen, wenn die Verhältnisse stimmen

Nachteile

  • Fotoüberweisung funktioniert nicht immer zuverlässig
  • Lichtverhältnisse
  • falsche Zeichenerkennung: ca. 95 Prozent Erkennungsrate bei Gini
  • Gini speichert die Bild-/Textdateien und die ausgelesenen Daten meist für maximal 4 Wochen
  • QR-Code-Lösung arbeitet einfacher und genauer, z.B. GiroCode
  • technische Voraussetzungen müssen erfüllt werden
  • Online-Banking birgt immer ein gewisses Risiko
  • Viele Kreditinstitute bieten keine Archiv-Funktion
  • in der Regel nur für iOS und Android-Systeme
  • meist ohne Tablet-Abdeckung
Bildquellen:

DKB: dkb.de
Gini: gini.net
Sparkasse: dsvg.de
ING DiBa: ing-diba.de
Comdirect: comdirect.de
Deutsche Bank: db.com

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