topbonus-Insolvenz - und nun?
Artikel erstellt am 22.09.2017
airberlin und topbonus haben einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens eingericht. Was passiert mit meinen topbonus-Meilen? Drei Szenarien
airberlin-Insolvenz: Was passiert mit meinen topbonus-Meilen?
Inhaltsverzeichnis
- Im Tiefflug: airberlin meldet Insolvenz an
- Ohne Meilen in die Insolvenz?
- topbonus meldet Insolvenz an
- Was Sie beachten müssen
- Drei Szenarien
- Unterm Strich: Wer kommt auf seine Kosten und wer geht leer aus?
Die Nachricht kam mitten in der Urlaubszeit: Am 15. August 2017 stellte airberlin den Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Die deutsche Regierung sprach binnen weniger Stunden eine Garantie für bereits erworbene Flüge mit der Gewährung eines Übergangkredits in Höhe von 150 Millionen Euro aus. Damit konnte bis dato der Großteil der Maschinen vom Boden abheben und die Gemüter der deutschen Urlauber im Wahlkampfjahr 2017 beruhigt werden.
Wenigstens drei Monate, so rechnete Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries damals, wäre der Flugbetrieb mit dieser Finanzspritze gesichert. Alle Flüge nach Mitte November 2017 sind vorerst zumindest als unsicher anzusehen. Sie sollten sich dazu regelmäßig informieren und bereits nach Alternativen umsehen. Denn haben Sie bereits ein Ticket gekauft, könnte dieses zukünftig ungültig werden. Der Hintergrund ist kurz zusammengefasst: Es ist wahrscheinlich, dass airberlin und unter Umständen auch topbonus Ende 2017 zumindest nicht mehr so existiert wie bisher. Denn am 25. August 2017 hat auch topbonus Insolvenz angemeldet (Stand: 09/2017).
Im Tiefflug: airberlin meldet Insolvenz an
Von einer Überraschung konnte bei dieser Entwicklung keine Rede sein. Lange vor Bekanntgabe der Insolvenz mehrten sich Gerüchte um schwerwiegende Probleme bei airberlin, die nicht erst seit den Meldungen über erhebliche Flugverspätungen, immer wieder ausfallenden Flügen sowie tumultartigen Zuständen an den eigenen Schaltern zwischen aufgebrachten Kunden und dem Bodenpersonal durchgesickert waren.
Schon vor dem Einstieg der Fluglinie Etihad aus den Vereinigten Arabischen Emiraten kündigte sich aus heutiger Perspektive der Niedergang der zweitgrößten deutschen Fluglinie an. Im Jahr 2011 übernahm Etihad knapp 30 Prozent der Aktien von airberlin und wurde somit zum größten Einzelaktionär. Dass dieser Investor mit an Bord ging, war vor allem der klammen Finanzsituation airberlins geschuldet. Zuvor waren etliche Maßnahmen zur Umstrukturierung des Unternehmens gescheitert.
Auch der ehemalige Unternehmensvorsitzende der Deutschen Bahn, Hartmut Mehdorn, konnte das Ruder nicht herumreißen und wusste sich keine andere Wahl, als Etihad mit airberlin das Geschäftsfeld der Zubringerflüge auf dem Tablett zu servieren. Neben den innereuropäischen Städten flog airberlin dann vermehrt den arabischen Raum mit Zielflughafen Abu Dhabi – den Unternehmenssitz Etihads – an. Mit 42 Direktverbindungen zwischen den deutschen Großstädten und der Hauptstadt der Vereinigten Emirate erlebte airberlin ein kurzes Zwischenhoch, bevor das Unternehmen 2013 erneut mit Verlustgeschäften und Personalkürzungen in die Schlagzeilen geriet. In etwa zu selben Zeit lagerte airberlin sein Vielfliegerprogramm topbonus in eine eigene Gesellschaft aus. 184 Millionen Euro rief Etihad für 70 Prozent der Aktien auf und wurde so zum Hauptaktionär (Stand: 09/2017).
Ohne Meilen in die Insolvenz?
Im Dezember 2016 setzte airberlin erneut beim Personal den Rotstift an. Immer wieder geisterte ein möglicher Bankrott des Unternehmens durch die Presse, bis die Bombe um die tatsächlich stattfindende Insolvenz im August 2017 platzte. Auf der eigenen Webseite äußerte sich die Fluggesellschaft wie folgt (Stand: 09/2017):
„Ja, der Flugbetrieb wird fortgeführt. Der veröffentlichte Flugplan von airberlin / NIKI ist gültig. airberlin und NIKI werden die Flüge wie veröffentlicht durchführen. Sollten bspw. aus operativen Gründen Änderungen erforderlich sein, werden wir umgehend darüber informieren.“
Zur Information: NIKI steht für die Niki Luftfahrt GmbH und ist eine österreichische Fluggesellschaft. Das Unternehmen mit Sitz in Wien ist ein Tochterunternehmen von airberlin. Der Name geht auf den ehemaligen Rennfahrer Niki Lauda zurück.
airberlin teilte nach der Bekanntgabe der Eröffnung des Insolvenzverfahrens auf der Webseite mit, dass Verhandlungen mit Partnern und Interessenten am Erwerb von eigenen Betriebsteilen bereits stattfanden und demnach erfolgsversprechend verlaufen (Stand: 09/2017) – was auch immer das genau heißt. Es lag nahe, dass auch topbonus von der Insolvenz betroffen sein könnte. Über das Bonusprogramm sammeln Mitglieder Meilen und konnten diese zum Beispiel für Flüge einsetzen.
Das in Großbritannien ansässige Unternehmen topbonus Ltd. dürfte von der Insolvenz airberlins in der Theorie überhaupt nicht betroffen sein. Offiziell handelt es sich um eine eigenständige Gesellschaft, in der Etihad Airways den Großteil der Aktien hält. Gerade einmal 30 Prozent der Aktien sind im Besitz airberlins und doch stellte die deutsche Fluggesellschaft den Service des Vielfliegerprogramms mit einem Hinweis auf die eigene aktuelle Wirtschaftslage ein. Das Unternehmen bittet seine Kunden um Verständnis und ließ seinerseits nicht durchblicken, was genau aus dem Guthaben der topbonus-Kunden werden soll. Die AGB von topbonus garantieren in jedem Fall die Verfügbarkeit der Meilen bis zu 18 Monaten – auch bei der Einstellung des Vielfliegerprogramms. Nicht erst seit der Insolvenz ist das Unternehmen in den Fokus des Verbraucherschutzes gerückt. Um die Zukunft der topbonus-Meilen kursierten entsprechend verschiedene Gerüchte (Stand: 09/2017).
topbonus meldet Insolvenz an
topbonus hatte den folgenden Hinweis oben auf der eigenen Webseite gepostet:
„topbonus, das Vielfliegerprogramm von airberlin, hat am 25. August 2017 einen Antrag auf Insolvenz eingereicht. Das Sammeln und Einlösen von Meilen bleibt weiterhin ausgesetzt.
Wir arbeiten – zusammen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter – mit Hochdruck an Möglichkeiten, das Einlösen von Meilen und damit dann auch das Sammeln von Meilen wieder öffnen zu können. Zeitgleich arbeiten wir an einem tragfähigen Zukunftskonzept für topbonus. Wir haben am 29. August eine ausführliche Teilnehmerinformation versandt.“
topbonus-Mitglieder hatten aber weiterhin Zugang zu Ihrem Konto, um ihr Meilenguthaben zu prüfen. Es war zwar vorerst offen, aber sollten immer kritisch sein und nicht unbedingt darauf hoffen, dass Sie zukünftig wieder topbonus-Meilen sammeln oder einlösen können (mehr dazu siehe unten beim "Update"). Denn obwohl das Programm eigentlich eigenständig ist, so hängt es offenbar doch indirekt mit airberlin zusammen. Die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten mit Sitz in Abu Dhabi hat sich offenbar dazu entschieden, kein Geld mehr in diese beiden Firmen zu pumpen.
Da topbonus Insolvenz angemeldet hat, werden alle Stammkunden der Airline automatisch zum Gläubiger und die Meilen zum Streitgegenstand. Doch wie viel sind die Meilen der insolventen Fluggesellschaft eigentlich wert? In der Regel berechnen sich Flugmeilen nach der Art des gewählten Tickets, der sogenannten Buchungsklasse (die nicht mit der Reiseklasse wie der Economy oder Business-Class zu verwechseln ist), der Flugentfernung und dem Status des Kunden. Der Kunde sammelt mit der Anmeldung bei einem Vielfliegerprogramm und dem Kauf eines Flugtickets Meilen und den Anspruch auf einen Bonus der jeweiligen Fluggesellschaft oder der Flugallianz, zu der das jeweilige Unternehmen gehört. Auf andere Fluglinien sind die Meilen nicht übertragbar. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Flugmeilen keine Währung, sondern ein unternehmensspezifisches auf Kundenbindung zielendes Rabattangebot sind.
Nachdem topbonus tatsächlich Insolvenz anmeldet hat, konnte jeder Inhaber der Vielfliegerkarte seinen Anspruch innerhalb des Insolvenzverfahrens einfordern und – Worst Case – vor Gericht einklagen. Anders als in Deutschland wäre in England, dem Unternehmenssitz des airberlin Vielfliegerprogramms, auch eine Sammelklage der durch die Insolvenz Geschädigten gestattet. Dieser Tatbestand dürfte dem engagierten Verbraucher kostengünstiger zum Recht verhelfen und airberlin ein Eigentor bescheren, die – so munkelt man – mit der Auslagerung des Vielfliegerprogramms nach Großbritannien eigentlich Steuern und Geld einsparen wollte. Der ein oder andere Kunde, der von einer Einzelklage in Deutschland abgesehen hätte, dürfte durch die unbürokratische Sammelklage ermutigt werden, seinen Anspruch Nachdruck zu verleihen. Dann wird vor Gericht geklärt, welcher nominale Wert hinter den Meilen steht. Eine Frage, die sich auch Etihad stellen wird, sofern das Unternehmen den airberlin-Kunden entgegenkommen will (Stand: 09/2017).
+++ UPDATE +++
Seit dem 20. September 2017 können Sie wieder topbonus-Meilen sammeln und einlösen – viele der rund 4,3 Millionen Mitglieder haben bestimmt aufgeatmet, es gibt allerdings ein paar Haken.
Das Punktesystem hat die folgende Mitteilung auf der eigenen Webseite veröffentlicht:
"Gute Nachrichten für Meilensammler: Ab dem 20. September 2017 werden Ihnen die Meilen von Etihad Airways Flügen und weiteren Partnern am Boden wieder gutgeschrieben. Und: Im neuen topbonus Pop-up Shop können Sie auch wieder Meilen einlösen."
Hatten Sie nach der Insolvenz-Nachricht noch topbonus-Meilen auf der hohen Kante, gehen Sie zumindest nicht ganz leer aus. Wollen Sie auf Nummer sicher gehen, sollten Sie Ihre Sammlung zeitnah einlösen. Denn schon Ende September könnte es zu einem Verkauf von airberlin kommen. topbonus ist zwar eigentlich unabhängig. Darauf sollten Sie sich aber nicht unbedingt verlassen. Denn die Zukunft des Vielfliegerprogramms scheint ungewiss zu sein.
Allerdings können Sie Ihre Meilen im neuen sogenannten "topbonus Pop-up Shop" laut Startseite für insgesamt neun Prämien nutzen – teilweise müssen Sie dafür aber draufzahlen (Stand: 09/2017):
- ein Sixt-Gutschein ab 5.000 Meilen
- ein Tagesspiegel-Gutschein ab 10.000 Meilen
- ein HelloFresh-Gutschein für 10.000 Meilen
- ein Secret Escapes-Gutschein für 10.000 Meilen
- ein Sennheiser Wireless Kopfhörer für 25.000 Meilen plus 239 Euro
- ein WMF Steakbesteck-Set für 10.000 Meilen plus 35,99 Euro
- eine Damen-Multifunktionsuhr von Michael Kors BLAIR für 25.000 Meilen plus 133 Euro
- einen Mini Micro Sporty Kinder-Scooter für 10.000 Meilen plus 44,99 Euro
- eine Liebeskind MAIKE 6 Umhängetasche für 15.000 Meilen plus 68,99 Euro
Das Prämienangebot soll in den Wochen nach der Eröffnung erweitert werden. 5.000 Meilen müssen Sie aber erst einmal zusammenbekommen. Darunter erhalten Sie erst einmal gar nichts.
Flüge können Sie mit Ihren Meilen nicht mehr buchen ("Prämienflüge"). Meilen sammeln können Sie aktuell nur mit Flügen von Etihad und über einige andere Unternehmen wie Autovermietungen oder Shopping-Portalen. Dazu gehören unter anderem (Stand: 09/2017):
- Sixt
- Europcar
- Avis
- Hertz
- HolidayCheck
- Secret Escapes
- Shoop
+++ UPDATE II +++
Bisher wollte airberlin Mitte Oktober "nur" das eigene Langstreckenangebot einstellen, wie das Unternehmen auf seiner Webseite bekanntgab:
"airberlin wird ihr Langstreckenangebot zum 15. Oktober 2017 vollständig beenden, da die Flugzeugleasingfirmen sukzessive ihre Airbus A330-Jets zurückziehen. Die Verbindung von Düsseldorf nach Los Angeles wurde bereits zum 25. September 2017 eingestellt. Alle verbliebenen Langstreckenflüge werden zum 16. Oktober 2017 eingestellt. Im Europa-Verkehr streicht airberlin zum 29. September 2017 die Verbindung zwischen Hamburg und München sowie zwischen Köln/Bonn und München."
Nun kommt es für Kunden wohl aber noch dicker. Denn Medienberichten zufolge stellt airberlin den gesamten Flugbetrieb Ende Oktober ein. Die Fluggesellschaft teilte ihren Mitarbeitern demnach mit:
"Ein eigenwirtschaftlicher Flugverkehr im eröffneten Insolvenzverfahren ist nach gegenwärtigem Erkenntnisstand spätestens ab dem 28. Oktober [2017; die Redaktion] nicht mehr möglich."
Vom Ende des Flugverkehrs durch airberlin werden höchstwahrscheinlich auch topbonus-Kunden betroffen sein. Sie sind also wohl gut beraten, wenn Sie Ihre Meilen bis zum 28. Oktober 2017 einlösen. Allerdings sieht der sogenannte topbonus Pop-up Shop noch nicht viel voller aus als zum Start. Ihnen stehen also nicht allzu viele Angebote zur Verfügung (Stand: 10/2017).
+++ UPDATE III +++
topbonus-Kunden können Ihre gesammelten Meilen seit dem 19. Oktober 2017 wieder für Prämienflüge einlösen können – allerdings mit einigen Einschränkungen (siehe unten). Demnach macht Ihnen Etihad die folgenden Prämien-Angebote:
- 25 000 Meilen: Prämienflüge in die Golfstaaten und nach Süd- und Zentralasien
- 30 000 Meilen: Prämienflüge nach Afrika und in den Mittleren Osten
- 35 000 Meilen: Prämienflüge nach Südostasien und in den Fernen Osten
- 50 000 Meilen: Prämienflüge nach Australien
Anmerkung: In der Vergangenheit benötigten Sie für die Verbindung von Düsseldorf nach Hongkong 45.000 Meilen, das waren immerhin 10.000 Meilen mehr. Allerdings sollten Sie beachten, dass in der Regel noch Steuern und Gebühren bei der Einlösung anfallen.
Die Einschränkungen bei der aktuellen Einlösung von topbonus-Meilen:
- Sie können Ihre topbonus-Meilen nicht bei airberlin selbst einlösen, denn die Airline stellt ihren Flugbetrieb wohl am 27. Oktober 2017 ein
- Sie können Ihre Meilen stattdessen nur bei der Etihad Airways einlösen
Die Fluggesellschaft aus den Vereinigten Arabischen Emiraten bietet Flüge von den folgenden Städten an:
- Frankfurt
- München
- Düsseldorf
- Genf
- Zürich
Entweder Sie fliegen nach Abu Dhabi oder dann weiter Richtung Asien und Australien. Der Hintergrund: Etihad Airways gehören mehrheitlich die Anteile an dem Vielfliegerprogramm topbonus.
- Sie können Ihre topbonus-Meilen nur für Economy-Flüge einlösen
- Sie müssen für die Buchung eine Sonder-Hotline via Telefon nutzen: +49 69153253484 (Montag bis Freitag: 9:00-17:00 Uhr, Samstag den 21. Oktober 2017: 9:00-17:00 Uhr)
- Sie können Prämienflüge vorerst nur bis zum 17. November 2017 buchen
- Ihnen steht dabei bisher nur der Reisezeitraum zwischen dem 19. Oktober 2017 und dem 28. März 2018 offen
Neben diesem Service können Sie Ihre topbonus-Meilen auch weiterhin im sogenannten "topbonus Pop-up Shop" einlösen. Nachdem dieser zu Beginn nur einige Prämien bot, wurde die Auswahl nun etwas erweitert. Flüge und andere Prämien kosten zwar fast immer extra, aber lassen Sie Ihre Meilen verstreichen, können Sie sich den Wert höchstwahrscheinlich nur im drohenden Insolvenzverfahren erstreiten (Stand: 10/2017).
Was Sie beachten müssen
Aber nicht nur das Bonusprogramm war von der air berlin-Insolvenz betroffen. Sie konnten als Kunde auch keinen Fluggutschein, sogenannte Voucher einlösen oder sich dessen Wert auszahlen lassen. Denn die Nutzung dieser noch nicht eingelösten Gutscheine ist demnach insolvenzrechtlich ausgeschlossen. Sollten Sie solch einen Gutschein besitzen, können Sie Ihre Forderung nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zur Insolvenztabelle anmelden. Haben Sie bereits ein Ticket bei airberlin mithilfe eines Vouchers gekauft, so können Sie den Flug wie gehabt wahrnehmen. Auch alle anderen Tickets behalten ihre Gültigkeit (Stand: 09/2017).
Haben Sie Ihr airberlin-Flugticket vor dem 15. August 2017 gekauft, können Sie sich dieses nicht mehr erstatten lassen – auch dies ist insolvenzrechtlich ausgeschlossen. Haben Sie Ihr Flugtickets nach dem 15. August 2017 gekauft, sollten Sie laut airberlin die jeweiligen Tarifkonditionen genau lesen.
Wollen Sie Ihre Tickets stornieren und den gesetzlichen Anteil an Steuern und Gebühren erstatten lassen, so werden sie leider auch hier enttäuscht – ebenso aus insolvenzrechtlichen Gründen. Ihre Ansprüche können Sie erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens anmelden.
Umbuchungen sind wie gehabt möglich, wenn diese in den gültigen Tarifkonditionen bei Ticketausstellung vorgesehen waren. Sie sollten also wie so oft auch hier wieder das Kleingedruckte lesen. Denn dabei können Gebühren fällig werden, die sich dann tragen müssten. Beginnt Ihre Ticketnummer mit den Ziffern 745, so wurde es von airberlin ausgestellt. Sie können diesen Flug natürlich nur solange wahrnehmen, wie airberlin tatsächlich noch den Flugbetrieb aufrechterhält. Beginnt ihre Ticketnummer mit anderen Ziffern, wurde Ihr Ticket von einer Partnerairline ausgestellt. Ein Teil Ihrer Verbindung kann aber dennoch einen airberlin-Flug enthalten. Ist dies der Fall, können Sie zumindest bei der Partnerairline anfragen, ob der airberlin-Flug auf eine eigene Linie umgebucht werden kann – zur Not müssen Sie die Gebühren schlucken.
Denn besser etwas draufzahlen und fliegen, als gleich ganz auf dem Boden zu bleiben. Haben Sie einen Status bei topbonus, sollte dieser im besten Fall von anderen Airlines der Oneworld Alliance weiter anerkannt werden. Auch hier gilt: besser noch einmal nachfragen, um sicherzugehen. Hier finden Sie alle 15 Mitgliedsfluggesellschaften dieser Luftfahrtallianz (Stand: 09/2017):
- airberlin
- American Airlines
- British Airways
- Cathay Pacific
- Finnair
- Iberia
- Japan Airlines
- LATAM
- Malaysia Airlines
- Qantas
- Qatar Airways
- Royal Jordanian
- S7 Airlines
- SriLankan Airlines
Aber auch Partner der Etihad Group sollten Ihren Status anerkennen:
- Aegean (A3)
- Aer Lingus (EI)
- Aerolineas Argentinas (AR)
- air astana (KC)
- airBaltic (BT)
- Air Canada (AC)
- Air Europa (UX)
- Air France (AF)
- Air Malta (KM)
- Air New Zealand (NZ)
- All Nippon Airways (NH)
- American Airlines (AA)
- Bangkok Airways (PG)
- brussels airlines (SN)
- Czech Airlines (OK)
- flybe (BE)
- Garuda Indonesia (GA)
- GOL (G3)
- Hongkong Airlines (HX)
- JetBlue (B6)
- Kenya Airways (KQ)
- KLM (KL)
- Korean Air (KE)
- Malaysia Airlines (MH)
- MEA (ME)
- NIKI (HG)
- Pakistan International Airlines (PK)
- Philippine Airlines (PR)
- Royal Air Maroc (AT)
- Asiana Airlines (OZ)
- Belavia (B2)
- S7 Airlines (S7)
- SAS Scandinavian Airlines (SK)
- SNCF (2C)
- South African Airways (SA)
- Sri Lankan Airlines (UL)
- TAP Portugal (TP)
- Turkish Airlines (TK)
- Vietnam Airlines (VN)
Drei Szenarien
Die Redaktion von bezahlen.de stellt Ihnen im Folgenden drei mögliche Szenarien über den Fortgang des Geschehens vor.
Übernimmt Etihad Guest die Meilen?
Seit 2012 kooperieren das Vielfliegerprogramm von Etihad und airberlins. Zusätzlich ist Etihad Airways der Hauptaktionär von topbonus. In der Bilanz könnte die Übernahme der Meilen als preiswerte Marketingkampagne durchgehen. Etihad rechnet die Meilen der deutschen Fluggesellschaft unkompliziert an und überführt sie zu einem für das Unternehmen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten akzeptablen Wechselkurs in die Meilen des Bonusprogramms der Etihad Guest. Bei dem Erwerb eines Business- oder Economy-Class-Tickets der Etihad Airways können die Meilen airberlins gutgeschrieben werden.
Da Etihad im Vergleich zu airberlin im gehobenen Segment unterwegs ist und mit der Luftfahrtallianz Star Alliance zur größten interkontinentalen Luftfahrtallianz gehört, dürfte der Kunde trotz Meilen noch tief genug in die Tasche greifen, sodass sich für Etihad eine Übernahme der Meilen nachträglich als lohnendes Geschäft erweisen könnte. Für die Mehrzahl der Kunden, die die Flüge airberlins für den innereuropäischen Verkehr genutzt haben, dürfte das Flugangebot von Etihad jedoch eher von geringem Interesse sein. Sofern die europäischen Geschäftsleute ihren nächsten Urlaub nicht in ostasiatischen Gefilden wie Thailand oder Vietnam planen, werden sie in den sauren Apfel beißen und die Meilen einfach verfallen lassen müssen – oder sie gönnen sich eine Prämie (Stand: 09/2017).
Kommt Lufthansa den topbonus-Kunden entgegen?
Kaum war die Insolvenz airberlins aus dem Sack, bekundete Lufthansa sein Interesse an einem Teilbestand der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Mit 38 airberlin-Maschinen ist die Nummer 1 bereits leihweise unterwegs. An bis zu 140 Flieger des strauchelnden Konkurrenten soll die Lufthansa insgesamt interessiert sein. Besonders die österreichische Niki-Flotte, eine Tochter airberlins, ist in das Visier von Lufthansa geraten. Nach Pressemitteilungen führt die Lufthansa mittlerweile Gespräche mit den Gewerkschaften, um einen Teil des Bordpersonals zu übernehmen.
Das weckt einerseits Hoffnungen innerhalb der gebeutelten Belegschaft und ruft andererseits die anderen Marktteilnehmer auf den Plan. EasyJet, Condor und die irische Billigairline Ryanair möchten sich ebenso einen Teil der Pfründe sichern. Die ausländischen Interessenten klagen über – aus ihrer Sicht – Übervorteilung der Lufthansa durch die finanzielle und politische Intervention der deutschen Regierung. Sie pochen auf einen neutralen und transparenten Verkauf der Unternehmensbestandteile der airberlin (Stand: 09/2017).
Bei den aktuellen Verhandlungen sind die eigentlichen Geschäftspartner von airberlin – die Kundinnen und Kunden – ins Hintertreffen geraten und jeder Flug mit airberlin ist nach der Insolvenz eine heikle Angelegenheit: Wird der oder die Reisende überhaupt an das Ziel gelangen? Eine Garantie gibt ihnen weder die Lufthansa noch die ausländische Konkurrenz. Im Gegenteil. Die ausstehenden Verbindlichkeiten wie Flüge und die Konditionen des Vielfliegerprogramms sind ein Minusgeschäft und die Stammkunden im Besitz der topbonus-Vielfliegerkarte sowie ihre Meilen für die Lufthansa wenig interessant.
Im Klartext heißt das: Wer auch immer die Filetstücke airberlins ergattern wird, die topbonus-Kunden werden mit dem neuen Eigentümer der Flugzeugflotte wohl nicht zur Einlösung ihrer Meilen kommen – falls doch, haben sie Glück gehabt (Stand: 09/2017).
Das Spiel mit der Zeit: Wann geht airberlin die Luft aus?
Die Frage der Fragen: Wie lange wird airberlin den Flugbetrieb aufrechterhalten können? Nach Berechnung des Bundeswirtschaftsministeriums bleiben dem Unternehmen mit dem bewilligten Übergangkredits zum Zeitpunkt Mitte September 2017 noch knapp zwei Monate. Wer kein Risiko scheut, kann über diesen Zeitpunkt hinaus Flüge auf der Website das Unternehmens buchen.
Zwischenzeitlich waren alle Hinweise auf topbonus im Onlineportal von airberlin getilgt.
Nur wer weiter forscht, erfuhr, dass die Vielfliegerkarte nicht mehr verfügbar war. Dem eingeloggten Stammkunden wurde der Status seiner Meilen zwar kenntlich, aber die Einlösung dieser unmöglich gemacht. Tatsächlich kann man jedem topbonus-Kunden nur ans Herz legen, die Entwicklung auf der Onlineplattform täglich zu verfolgen und im Fall der Fälle, d.h. airberlin öffnet das Vielfliegerprogramm wieder, zuzuschlagen sowie die Meilen in das Angebot des Dienstleisters also in Tickets oder aber in Prämien umzusetzen.
Doch auf welche Flugverbindungen kann der auf seine Meilen bedachte Stammkunde setzen? Welche Flüge werden von der Konkurrenz übernommen und zu den Bedingungen des Ticketverkaufs ausgeführt werden? Oder droht hier gleich die nächste Pleite? Diese Fragen werden sich wohl erst nach und nach klären lassen (Stand: 09/2017).
Unterm Strich: Wer kommt auf seine Kosten und wer geht leer aus?
Die Entwicklungen in der Causa airberlin sind für die Kunden sicherlich ärgerlich und werden der Vielzahl der Beteiligten auch künftig noch einiges abverlangen. Die Aktionäre – allen voran Etihad Airways – werden sich wahrscheinlich mit einem großen Minus aus dem Geschäft mit der deutschen Fluggesellschaft verabschieden. Unzählige Mitarbeiter der Fluglinie haben bereits ihre Kündigung erhalten und die Arbeit verloren. Lediglich eine zusammengestutzte Belegschaft aus Boden- und Bordpersonal stellt sich dem täglichen Ansturm der Kundschaft, zu der auch die Inhaber der Vielfliegerkarte gehören. Ob topbonus überhaupt noch einmal an den Start gehen wird, ist ungewiss. Vielleicht bleibt Ihnen als Kunden am Ende nur die gerichtliche Auseinandersetzung. Und selbst hier ist fraglich, wem die Rechtsprechung einen Anspruch auf den Gewinn aus der Insolvenzmasse von airberlin und topbonus gewähren wird.
Zu guter Letzt gewinnt derjenige, der den längsten Atem hat. Das gilt nicht nur für klagewütige Meilen-Inhaber, sondern vor allem für die in den Startlöchern lauernde Konkurrenz. Die größte deutsche Fluggesellschaft Lufthansa wird nicht nur von dem zum Verkauf stehenden Flottenbestand airberlins profitieren. Mit airberlin verlässt höchstwahrscheinlich ein Mitbewerber um lukrative Fluglinien im inner- und außereuropäischen Flugverkehr das Marktgeschehen. Nicht nur der Lufthansa selbst, sondern auch ihrer Tochtergesellschaft Eurowings, die in etwa dem wirtschaftlichen Profil airberlins entspricht, dürfte das künftig einen Zuwachs der Fluggastzahlen und ein sattes Plus im Unternehmensumsatz sichern (ebenso ihrem Bonusprogramm Miles & More). Schlussendlich wird auch hier der Kunde der Leidtragende sein. Denn auf lange Sicht könnte diese Entwicklung ein erster Indikator für eine mögliche Monopolisierung des Luftverkehrsmarktes bedeuten und die Ticketpreise für den Endkunden weiter steigen lassen (Stand: 09/2017).
Bildquellen:
airberlin-Bilder: airberlin.com
Münzstapel: Evgenyatamanenko | Dreamstime.com
Aufsteigendes Flugzeug: Kurt Kleemann | Dreamstime.com
Miles & More-Logo und Familie: miles-and-more.com