Liquiditätsfalle
Sobald die offiziellen Zinssätze einer Volkswirtschaft enorm sinken und gegen Null tendieren, spricht man von einer Liquiditätsfalle. Hier ist eine Einflussnahme durch die herkömmliche Geldpolitik der Zentralbank weitgehend unmöglich.
In solch einer Situation besteht die Gefahr, dass die Zentralbank liquide Mittel zwar zu günstigen Konditionen bereitstellt, diese aber dennoch von Niemanden nachfragt werden. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Die Zurückhaltung kann beispielsweise daran liegen, dass von allgemeiner Seite ein Sinken der Preise erwartet wird. Sowohl die Privathaushalte als auch die Wirtschaft zögern daraufhin mit Investitionen und Darlehensaufnahmen. Weil bei den Banken keine große Nachfrage nach Geld herrscht, nehmen die Kreditinstitute folglich auch die günstigen Angebote der Zentralbank nicht ab.
Eine weitere Ursache für eine Liquiditätsfalle kann das unrentable Zinsniveau für Vermögenstitel sein. Geldanlagen zu schlechten Konditionen finden in der Regel wenig Interessenten, denn oft deckt die Rendite dabei kaum die Investitionskosten. Dieser Zustand führt teilweise zu einem Anlagenotstand, bei dem sich große Investoren auf dem Finanzmarkt bevorzugt nach risikostärkeren Anlagen umschauen. Diese gesteigerte Bereitschaft, Anlagewagnisse einzugehen, wird als „Risikoappetit“ bezeichnet und birgt eine hohe Gefahr von Verlusten, stellt aber auch überdurchschnittlich hohe Gewinne in Aussicht. Der Zustand, bei dem Anlegern und Kreditnehmern auf bessere Marktbedingungen warten, ist als „Attentismus“ bekannt.
Die Liquiditätsfalle ist nicht zu verwechseln mit der Abwartehaltung der Zentralbank, die in bestimmten Marktlagen trotz Aufforderungen aus der Öffentlichkeit keine ihrer möglichen Steuerungsmaßnahmen einsetzt, sondern die wirtschaftliche Entwicklung maximal kommentierend begleitet.