Zinstheorie
Eine Zinstheorie ist ein Erklärungsmodell für das Erheben von Zinsen sowie für die Funktionen des Zinses im Allgemeinen. Damit versucht man, die Zinspolitik zu analysieren und verständliche Erläuterungen zu geben, warum Zinsen erhoben werden und welchen Zweck sie verfolgen. Mögliche Theorieansätze wurden in der Geschichte bereits von zahlreichen Wirtschaftswissenschaftlern und Ökonomen formuliert.
Beispiele für Zinstheorien sind unter Anderem:
• Abstinenztheorie
• Dynamische Zinstheorie
• Eigentumstheorie des Zinses
• Fruktifikationstheorie
• Grenzproduktivitätstheorie
• Liquiditätspräferenztheorie
• Loanable-Fund-Theorie
• Urzinstheorie
Zu den Theoretikern, die ein Erklärungsmodell ausgestellt haben, gehört beispielsweise der britische Ökonom und Mathematiker John Maynard Keynes, der sich mit der Liquiditätspräferenztheorie befasste. Seiner Ansicht nach ist die Zahlung von Zinsen an einen Geldgeber eine Art Belohnung, weil dieser dadurch seine Liquidität aufgibt bzw. mindert.
Ein weiterer Vertreter der Zinstheorien war Eugen von Böhm-Bawerk, ein österreichsicher Ökonom und Begründer der österreichischen Kapitaltheorie. In seiner Zinstheorie bringt er drei grundsätzliche Gründe an, warum Zinsen gezahlt bzw. verlangt werden:
1. Da das Einkommen eines Menschen im Laufe der Zeit üblicherweise steigt, möchte diese Person für heute verliehenes Geld auch das erwirtschaften, was man für in der Zukunft verliehenes Geld verlangen würde.
2. Es liegt in der Natur des Menschen, dass Geld lieber heute als morgen ausgegeben wird. Um sie dennoch zum Verleihen zu bewegen, müsse man ihnen einen Ausgleich eben in Form der Zinszahlungen anbieten.
3. Zusätzliche Produktion führt in aller Regel zu einer größeren, wirtschaftlichen Ergiebigkeit. Um die Arbeiter dafür zu entlohnen, benötigt der Unternehmer Kapital, wofür Zinsen zu zahlen sind. Diese werden mit der zusätzlichen Ergiebigkeit aus der Produktion erwirtschaftet.