Kompositionseffekt

Der Kompositionseffekt erklärt Unterschiede bei der Inflationsentwicklung in verschiedenen Ländern der Europäischen Union (EU), die auch dann auftreten, wenn sich die Preise in allen Staaten in gleichem Maße erhöhen.

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Sachbezugskarte
Sachbezugskarte

Der Kompositionseffekt trägt der Tatsache Rechnung, dass die Warenkörbe zur Berechnung der Lebenshaltungskosten in verschiedenen Ländern unterschiedlich gewichtet werden. Verteuern sich einzelne Rohstoffe, die für viele Produkte genutzt werden, beispielsweise Rohöl, so zieht das höhere Preise für die entsprechenden Produktionsgüter nach sich.

Der Effekt auf die Inflation ist nun dort besonders deutlich sichtbar, wo die entsprechenden Waren bei der Berechnung der Preisentwicklung stärker berücksichtigt werden. Machen die Produkte im statistischen Warenkorn eines Landes hingegen nur einen geringen Anteil aus, bleibt auch der Effekt entsprechend gering.

Dieser Kompositionseffekt erklärt im Wesentlichen die unterschiedlichen Preisentwicklungen in den Ländern der Eurozone. Da die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Geldpolitik nicht auf einzelne Länder ausrichten kann, sondern stets die gesamte Union im Blick haben muss, hat das Institut ein starkes Interesse an der Harmonisierung des Verbraucherpreisindex‘ (VPI). Dazu ist langfristig auch eine Angleichung des Einkommens- und Wohlstandsniveaus erforderlich. Weil diese Entwicklung bereits im Gange ist, haben die Staaten mit hohem Nachholbedarf auch eine überdurchschnittliche Preissteigerungsrate. Die Produktivitätsfortschritte in diesen Ländern ziehen in der Regel auch Lohnerhöhungen nach sich, die das Preisniveau steigen lassen.

 
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