Herstatt-Pleite

Die Herstatt-Pleite in den 1970er Jahren war die bis dahin größte Bankenpleite im Nachkriegsdeutschland. Das Institut gehörte dem Bankier Iwan David Herstatt, der 1955 das Bankhaus Hocker & Co. kaufte und daraus mit einem Freund die Herstatt-Bank gründete.

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Sachbezugskarte
Sachbezugskarte

Das Bankhaus hatte seinen Sitz in der Kölner Innenstadt. Im Jahr des Zusammenbruchs wurden 93.000 Konten und Depots für 52.000 Kunden verwaltet.

Herstatt spezialisierte sich auf Spekulationen mit Devisen, die durch die Aufhebung der Kopplung europäischer Währungen an den US-Dollar beflügelt wurden. Einige Mitarbeiter der Devisenabteilung umgingen interne Kontrollmechanismen und gingen mit Hilfe von Strohleuten weitaus höhere Risiken ein als ihnen erlaubt war. Schließlich beliefen sich die gleichzeitig offenen Spekulationspositionen, mit denen vor Allem auf einen steigenden Dollar gewettet wurde, auf 8 Milliarden Mark. Jede Veränderung im Wechselkurs zum Dollar hatte gewaltige Auswirkungen. Schon bei einer Schwankung um 2 Prozent ergaben sich, je nach Marktrichtung, theoretisch Gewinne oder Verluste in Höhe von 160 Millionen Mark.

Die Dollarspekulationen gingen jedoch nicht auf und am Ende saß die Bank auf einem Verlust von 500 Millionen Mark. Das Eigenkapital betrug jedoch lediglich 77 Millionen Mark. Es folgte der Zusammenbruch, der einen Ansturm der Kunden auf ihre Einlagen zur Folge hatte. Sparer mit weniger als 20.000 Mark Guthaben erhielten ihr Geld vollständig zurück, insgesamt lag die Quote für private Gläubiger am Ende bei 83,5 Prozent. Bankier Herstatt fühlte sich bis zu seinem Tod 1995 um sein Lebenswerk betrogen und machte eine Verschwörung als Ursache für den Bankrott seiner Bank verantwortlich.

 
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