Visa
Visa gehört zu den großen US-Playern im Kreditkarten-Business. Aber wer sind die Konkurrenten und welche Innovationen treibt die Gesellschaft voran?
Visa: Visa International Service Association
Inhaltsverzeichnis
Allgemeines/Geschichte
Visa ist zwar die zweitgrößte Organisation rund um den Bereich der Kartenzahlung. Allerdings kommt die Nummer 1 nicht aus den USA, sondern mit China UnionPay aus dem Reich der Mitte mit mehr Transaktionsvolumen und mehr Karten. Dieser Anbieter dominiert zwar seinen Heimatmarkt, allerdings ist Visa im Rest der Welt führend.
Fun Fact: Der Begriff Visa ist ein rekursives Akronym, also eine Abkürzung, die in der Erklärung ihrer Bedeutung auf sich selbst verweist. Denn der Name steht eigentlich für "Visa International Service Association".
Meilensteine (Auswahl)
1958
Die heutige Visa-Card basiert eigentlich auf dem sogenannten "BankAmericard", einem Kreditkarten-Programm der Bank of America Corp. Das Institut gab damals auf einen Schlag 60.000 Kreditkarten aus. Mitte der 1950er Jahre hatten viele US-Amerikaner bereits Kreditkonten bei verschiedenen Händlern. Das Besitzen und Tragen all dieser Karten war eher aufwendig, umständlich und kompliziert. Ein paar kleinere Banken arbeiteten bereits an einer allumfassenden Bezahlkarte, sie hatten in der Regel aber nicht die nötigen Ressourcen für die flächendeckende Umsetzung dieser Idee.
1966
Eigentlich wollte die Bank of America ihre BankAmericard nur in Kalifornien einsetzen. Trotzdem kooperierte sie nach und nach auch mit Banken außerhalb dieses US-Bundesstaates. Ein Grund: der neue Konkurrent Master Charge (heute: Mastercard). Im folgenden Jahrzehnt breitete sich das Netzwerk der Partnerbanken über das gesamte Land aus. Ende der 1960er Jahre expandierte BankAmericard-Programm mithilfe neuer Partner auch ins Ausland, unter anderem nach Kanada, Frankreich, Japan, Spanien und Großbritannien.
1970
Im Jahr 1970 gründeten 243 Banken die National Bank Americard Inc. und übernahmen damit die alleinige Kontrolle von der Bank of America über das BankAmericard-Programm. Dieses wurde damit von einem Franchising-System zu einem gemeinsam kontrollierten Konsortium bzw. einer Allianz – ähnlich wie Mastercard.
1974
Die International Bankcard Company (IBANCO), ein multinationales Mitgliedsunternehmen, wurde gegründet, um das internationale BankAmericard-Programm zu managen.
1976
Die National Bank Americard Inc. wird in Visa umbenannt, um international mit einem Namen und einer Marke aufzutreten. Daran beteiligten sich unter anderem BankAmericard, Barclaycard, Carte Bleue, Chargex und Sumitomo Card. Danach entwickelte sich das Netzwerk zu einem der wichtigsten Kredit- und Debitkarten-Anbieter – vor allem in den USA.
1981 bis 1987
Visa-Karten wurden in der Bundesrepublik Deutschland nur durch die Bank of America ausgegeben.
1987
Die spätere Santander Direkt Bank AG übernahm die Visa-Mitgliedschaft der Bank of America. Die genauen Bedingungen des Deals wurden nicht bekannt. Ein Bank of America-Sprecher erwartete damals aber einen vorsteuerlichen Gewinn von 45 Millionen Dollar.
1988
Die Citibank Privatkunden AG und die Noris Verbraucherbank GmbH wurden Visa-Mitglieder.
1992
Die SGZ Bank AG und die Postbank wurden Visa-Mitglieder.
1995
Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) trat dem Visa-Club bei.
2004
Visa Inc. hat Visa Europe mit Hauptsitz London ausgegliedert.
2005/2006
Visa modernisiert das eigene Logo, es bleibt aber bei den Farben Blau, Orange und Weiß. Das Hologramm durfte nun auch auf die Rückseite der Visa Card platziert werden – vorher unmöglich.
Fun Fact: Die Farben Blau und Gold aus dem Visa-Logo stehen stellvertretend für den blauen Himmel und die goldfarbenen Hügel des US-Bundesstaates Kalifornien, in dem die Gesellschaft gegründet wurde.
2007
Im Oktober 2007 wurde Visa Europe als eigenständiges Unternehmen vollkommen selbständig. Im selben Jahr zahlte Visa außergerichtlich 2,1 Milliarden US-Dollar an American Express, um eine Klage zu verhindern (nicht ganz zufällig kurz vor dem Börsengang). Laut Amex soll sich der direkte Konkurrent in den USA wettbewerbswidrig verhalten haben, indem er seinen Partnerbanken von 1996 bis 2004 die Ausgabe von Amex-Karten verboten haben soll – demnach ähnlich wie Mastercard. Discover Financial Services warf Visa und Mastercard übrigens wie Amex Wettbewerbsverzerrung vor.
2008
Visa Inc. ging im März für 17,9 Milliarden US-Dollar an die Börse (New York Stock Exchange (NYSE)) – der bis dahin größte Börsengang in der Geschichte der USA (noch vor AT&T Wireless aus dem Jahr 2000 mit 10,6 Milliarden US-Dollar). Die Aktie der Gesellschaft stieg am ersten Handelstag um mehr als 30 Prozent. Damit trotzte Visa den stürmischen Zeiten an den Aktienmärkten aufgrund der weltweiten Finanzkrise.
Gut zu wissen: Mastercard hatte zwei Jahr zuvor "nur" 2,4 Milliarden Dollar erlöst.
2010
Visa Europe und die Deutsche Kreditbank (DKB) starteten ein Pilotprojekt für die Visa CodeSure Karte. Diese Karte besitzt Tastenfelder, mit denen der Nutzer einen zufälligen Sicherheitscode für Online-Zahlungen generieren können. Die Technologie konnte sich aber bisher nicht durchsetzen (Stand: 08/2017). Im selben Jahr wickelte Visa keine Spenden mehr für WikiLeaks ab – ebenso wie andere US-Finanzdienstleister (z.B. PayPal und Mastercard). Die Organisationen reagierten damit auf die Depeschen-Veröffentlichung von US-Botschaften durch WikiLeaks. Visa handelte sich in diesem Zusammenhang unter anderem Kritik von der UN-Menschenrechtskommission ein, da das Recht auf freie Meinungsäußerung eingeschränkt wurde. Die Visa-Webseite wurde in der Folge Opfer von DoS-Angriffen.
2012
Visa verlegt den eigenen Hauptsitz von San Francisco (seit 1985) nach Foster City, einer 30.000-Einwohner-Stadt im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort waren zu diesem Zeitpunkt rund 3.000 der weltweit 7.700 Mitarbeiter angestellt. Der europäische Visa-Sitz ist in London-Westminster.
2013
Visa startete Visa Checkout, ein System für das Bezahlen im Internet. Dabei müssen Kunden ihre Karteninformationen nicht mit dem Händler teilen. Käufer benötigen nach der einmaligen Eingabe Ihrer Bezahl-Informationen nur einen Usernamen und das Passwort, um Zahlungen zu tätigen.
2016
Visa Europe war bisher mit seinen rund 4.000 Partner-Instituten vollkommen eigenständig und arbeitete lediglich mit dem Konzern Visa Inc. zusammen, um internationale Zahlungen abzuwickeln. Im Jahr 2016 wurde Visa Europe Ltd. dann für rund 21,2 Milliarden Euro von Visa Inc. geschluckt. Die Pläne wurden bereits im Vorjahr bekannt gegeben. Bereits bei der Trennung 2007 vereinbarten beide Parteien eine solche Option. Als Voraussetzung mussten aber vier von fünf Verwaltungsratsmitglieder dafür.
Sponsor
Visa sponsert einige Organisationen bzw. Events (Auswahl):
- Formel E
- Olympische Spiele (seit 1986)
- Internationale Paralympische Komitee (seit 2002)
(Visa ist die einzige Karte, die bei diesen Events akzeptiert wird)
- Fifa (seit 2010)
- Eurovision Song Contest
Vergangenheit (Auswahl)
- Rugby-Weltmeisterschaft bis 2007
- National Football League (NFL) von 2995 bis 2014
Karten
Typen
- Visa-Debitprodukte: Bezahlung vom Giro- oder Sparkonto
- Visa-Prepaidprodukte: Bezahlung von einem Bankkonto, auf welches vorher Geld eingezahlt werden muss
- Visa-Kreditkartenprodukte: in der Regel monatliche Bezahlung (je nach Pünktlichkeit inkl. oder exkl. Zinsen)
- Plus
Plus ist eine reine Bargeldbezugskarte und kommt selten vor. Diese Visa-Kartenart kann weltweit an Geldautomaten genutzt werden, welche das Plus- oder das Cirrus-Logo aufweisen.
Beispiele
In unserem Kreditkartenvergleich finden Sie Visa-Karten. Dafür müssen Sie links im Menü nur den Haken bei Visa setzen. Wir bieten Ihnen die folgenden 18 Visa Kreditkarten an:
- Deutschland-Kreditkarte Classic
- Deutschland-Kreditkarte Gold
- DKB VISA Kreditkarte
- ICS Visa World Card
- Barclaycard New Visa
- 1Plus Visa Card
- GenialCard Kreditkarte
- Barclaycard Platinum Double
- Barclaycard for Students
- comdirect VISA Card
- Wüstenrot Visa Premium
- Wüstenrot Visa Gold
- Wüstenrot Visa Prepaid Gold
- Wüstenrot Visa Classic
- Wüstenrot Visa Prepaid
- ING-DiBa VISA Card
- TARGOBANK Online-Classic-Karte
- ICS Visa World Card Gold
Partnerbanken (Auswahl)
- Hanseatic Bank
- Deutsche Kreditbank
- International Card Services
- Barclaycard Barclays Bank
- Santander Consumer Bank
- comdirect bank
- Wüstenrot Bank
- ING-DiBa
- TARGOBANK
Visa arbeitet in Europa mit den folgenden Händlerbanken zusammen:
- B+S Card Service GmbH
- CardProcess GmbH
- ConCardis GmbH
- DZ BANK AG
- Elavon Merchant Services
- EVO Kartenakzeptanz GmbH
- EVO Payments International GmbH
- First Data Europe Ltd.
- Ingenico Payment Services GmbH
- InterCard AG
- net-m privatbank 1891 AG
- PaySquare SE
- SIX Payment Services (Europe) S.A.
- Volksbank Offenburg eG
- WGZ BANK AG
- Wirecard Bank AG
Zusatzleistungen
Visa-Kreditkarten bieten Ihnen je nach Karte die folgenden Zusatzleistungen:
- Online-SOFORT-Entscheidung über Kartenantrag
- inkl. Online-Cashback-Programm
- inkl. 5 % Reiserabatt beim Kooperationspartner
- inkl. umfangreiches Versicherungspaket
- inkl. kostenloses Girokonto
- inkl. kostenlose Girocard + Partnerkarten
- attraktive Guthabenzinsen
- weltweit kostenlos Geld abheben
- dauerhaft ohne Jahresgebühr
- inkl. kostenloses Tagesgeldkonto
- Banking-App
Zahlen und Fakten
Visa ist in 200 Ländern und Regionen verfügbar. VisaNet, das Visa-Netzwerk zur Transaktionsverarbeitung, kann bis zu 65.000 Transaktionen pro Sekunde abwickeln. Gleichzeitig soll es Sie als Kunden vor Betrug schützen. Im Jahr 2015 wurden online rund 354 Milliarden Euro mit Visa-Karten bezahlt. Weitere zahlen und Fakten über Visa (Stand: 08/2017):
Anzahl der Partner
Visa Inc. arbeitet weltweit mit rund 17.000 Partnern zusammen.
Anzahl der Karten
Visa Inc. hat mithilfe der Partner mehr 3,1 Milliarden Karten weltweit ausgegeben.
Anzahl der Mitarbeiter
Visa hat 2016 weltweit rund 14.200 Mitarbeiter an 107 verschiedenen Orten beschäftigt.
Anzahl der Akzeptanzstellen
Sie haben mit Visa-Karten weltweit mehr als 44 Millionen Akzeptanzstellen.
Anzahl der Bargeldauszahlungsstellen
Mit Visa-Karten können Bargeld weltweit an rund 2 Millionen Automaten abheben. Die Gebühren können sich dabei dramatisch unterscheiden. Sie sollten sich also am besten vor dem Abheben über die Kosten informieren.
Anzahl der Konten
Visa Inc. wickelt Geld für rund 3 Milliarden Konten ab.
Anzahl der Transaktionen
Visa wickelt jährlich rund 100 Milliarden Transaktionen mit einem Gesamtvolumen von 6,8 Billionen US-Dollar auf der ganzen Welt ab. Im Jahr 2016 stieg die Anzahl der Visa-Transaktionen in Deutschland um 10,7 Prozent.
Umsatz
Visa hat im Jahr 2013 einen Umsatz von 11,7 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet, im Vorjahr waren es noch 10,4 Milliarden Dollar.
Kartenausgabe
Ähnlich wie Mastercard gibt auch Visa keine Karten selbst aus. Die beiden US-Gesellschaften arbeiten stattdessen mit Partner-Banken zusammen, in Deutschland zum Beispiel mit rund 2.500 Banken und Sparkassen. Visa vergibt weltweit Lizenzen an Institute für die Kartenausgabe (Issuing-Lizenzen) und für die Abrechnung von Vertragsunternehmen (Acquiring-Lizenzen). Ihre Visa-Karte erhalten Sie daher nur über ein Geldinstitut. Entsprechend verlängert Visa auch keine Bankkredite und legt auch keine Preise und Gebühren für Karten fest. Für all diese Dinge sind (wie der Name schon sagt) die Banken verantwortlich. Visa und Mastercard gehen damit auch keine großen Risiken ein. Diese liegen bei den Banken, da sie unter Umständen mit Zahlungsausfällen und Zahlungsverzug rechnen müssen. Die Gesellschaften wickeln die Zahlungen dagegen nur ab und verdient daran – ganz im Gegensatz zu den Konkurrenten American Express und Discover Financial Services. Diese sind für Kredite verantwortlich. Daneben eröffnen Kunden teilweise auch gleichzeitig Girokonten, für die sie je nach Vertrag monatliche oder jährliche Gebühren zahlen müssen.
Funktionen
Kontaktlos bezahlen
Visa hat payWave im September 2007 eingeführt. Damit müssen Sie als Inhaber Ihre Karte nicht mehr unbedingt in das Kartenterminal einführen. Ist das Gerät NFC-fähig, können Sie Ihre Karte einfach nah dranhalten. Ein optisches oder visuelles Signal zeigt Ihnen an, dass der Bezahlvorgang abgeschlossen ist. Visa payWave funktioniert damit ähnlich wie Mastercard PayPass und American Express ExpressPay, denn alle basieren auf der RFID-Technologie.
Einige Händler aus Deutschland, die kontaktlose Visa-Zahlungen akzeptieren (Auswahl; Stand: 5/2017):
- Media Markt
- Saturn
- Aldi
- Lidl
- Rewe
- Kaufland
- Netto
- dm
- Deichmann
- Ikea
Bis Ende 2017 sollen rund 65 Prozent der großen Händler in Deutschland kontaktlose Zahlungen akzeptieren, so der Handelsverband Deutschland (HDE). Bis Ende 2018 sollen es bis zu 75 Prozent der Terminals im Einzelhandel sein.
Innovationen
Visa hat Kleidungsstücke oder Accessoires zur Verwaltung der persönlichen Finanzen entwickelt und getestet. Im Mainstream sind sie aber noch nicht angekommen (Stand: 08/2017). Die US-Gesellschaft hat zum Beispiel einen speziellen Ring entwickelt, mit dem Träger Produkte direkt per NFC bezahlen können. Dies war unter anderem bei der London Fashion Show 2015 möglich. Visa investiert eigenen Angaben zufolge mehr als 200 Millionen Euro im Jahr in neue Zahlungstechnologien, zum Beispiel in den Bereichen Mobile und Online. Im Visa Europe Collab London wurde zum Beispiel die Idee einer neuartigen Spendenbox erdacht. Diese Box wurde bereits im Rahmen eines Pilotprojekts umgesetzt und ermöglicht das Spenden per kontaktloser Bezahlung.
Vor- und Nachteile
Vorteile
- weltweite Akzeptanz
- Kontaktloses Bezahlen möglich
- Direkter Ansprechpartner bei der Ausgabebank
- Visa ersetzt Geld meist bei Betrugsfällen
- hoher Wiedererkennungswert, u.a. durch Werbung/Sponsoring
- großes Banken-Netzwerk
- Karten beinhalten meist Zusatzleistungen
- smartes Geschäftsmodell von Visa
Nachteile
- Akzeptanzprobleme z.B. bei Kleinhändlern
- US-Konzern
- Mögliche Schuldenfalle
- einige gescheiterte Bezahlprojekte
Bildquellen:
Visa: Visa.de
Deutschland-Kreditkarte: Bezahlen.de
Hanseatic Bank: Hanseatic Bank
Geld abheben am Automaten: Sanja Grujic | Dreamstime.com