Ohne Karte: Bargeld dank Smartphone abheben?
Sie heben Bargeld auch immer mit Ihrer gesteckten Bankkarte am Automaten ab? Anders kommt man ja auch nicht an Bares. Oder gibt es doch alternative Wege?
Sie heben Bargeld auch immer mit Ihrer gesteckten Bankkarte am Automaten ab? Anders kommt man ja auch nicht an Bares. Oder gibt es doch alternative Wege?
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Sie gehören bestimmt noch zur großen Mehrheit der Menschen, die Ihr Bargeld mit einer Bankkarte am Geldautomaten abhebt. Dafür benötigen Sie neben der Karte noch Ihre PIN. Es gibt aber auch alternative Wege, um heutzutage an Bargeld zu gelangen.
Einige Banken bieten ihren Kunden inzwischen Apps, mit denen sie am Automaten an Scheine kommen. Dabei setzen sie in der Regel entweder auf (Bar-) Codes oder NFC. Letzteres kommt ebenso beim kontaktlosen Abheben am Geldautomaten zum Einsatz. Altmodisch, aber wirkungsvoll ist das Abheben am Bankschalter mit einem Ausweis. Diese Möglichkeiten wollen wir Ihnen im folgenden Text ausführlicher vorstellen.
Die Sparkasse KölnBonn hat sich 2021 noch einen Aprilscherz zum Thema Kontaktlos-Abhebung erlaubt:
Allerdings gab es damals und schon weit vorher Geldautomaten, die tatsächlich das kontaktlose Abheben von Bargeld an Automaten ermöglichte. Diese standen jedoch in der Regel im Ausland.
Inzwischen gibt es jedoch auch in Deutschland Geldautomaten, an denen Kunden Bargeld kontaktlos abheben können. Die bereits genannte Sparkasse KölnBonn bietet diesen Service seit September 2021 an. Allerdings muss weiterhin eine PIN dafür eingetippt werden. Das Institut gab gegenüber bezahlen.de an (Stand: 11/2021):
"Zur Zeit sind mehr als 40 Geräte im Einsatz, die das kontaktlose Geld abheben unterstützen. Diese sind über unser gesamtes Geschäftsgebiet verteilt."
Bis Ende Oktober 2021 war das kontaktlose Abheben bei der Sparkasse KölnBonn anscheinend nur per Sparkassen-Girocard möglich. Jegliche andere Karten müssen gesteckt werden. Um mit dieser Karte auch via Apple Pay Bargeld abheben zu können, müssen sich die Kunden wohl noch bis zum ersten Quartal 2022 gedulden:
Schon seit September 2021 gab es bei der Sparkasse in Witten (NRW) die ersten Geldautomaten in Deutschland mit aktivierten NFC-Lesegeräten (siehe Tweet). Mitte November 2021 waren schon sieben Geldautomaten des Instituts mit NFC-Schnittstelle ausgestattet.
Die Sparkassen wollen diesen Service in Zukunft in Deutschland ausrollen. Zuerst sind Automaten dran, bei denen diese Hardware bereits vorhanden ist. Die Sparkasse wollte oder konnte Mitte November 2021 keine genaue Anzahl nennen. Zudem sollen ältere Geräte nachgerüstet werden (Stand: 11/2021).
Andere Banken hierzulande scheinen ihn hingegen noch nicht anzubieten. Zumindest bei der ING und der Commerzbank müssen Kunden in der Regel noch weiter ihre Karten in den Automaten reinstecken, um an Bargeld zu gelangen. Allerdings will die Commerzbank das kontaktlose Abheben im Laufe des Jahres 2022 ermöglichen, wie sie wiederum auf Twitter bekannt gab.
Die Targobank bietet seit 20217 einen "neuen" Service an: Wenn Sie Kunde bei der Bank mit Sitz in Düsseldorf sind, können Sie sich die kostenlose Android-, iOS- und Windows-App herunterladen, um an Bargeld zu gelangen (Stand: 05/2017). Auf der Targobank-Webseite findet man zu "Cash ohne Karte" unter anderem die zwei Dokumente "Preis- und Leistungsverzeichnis" sowie "TARGOBANK Geschäftsbedingungen" dar. Darin geht es aber – wie die Namen schon sagen – vor allem um Kosten und Grenzen (siehe unten).
Demnach kostet die Inanspruchnahme von "Cash ohne Karte" als Nutzer eines Online-Kontos 3,50 Euro pro Abhebung. Für alle anderen Kontomodelle der Targobank ist der Service kostenlos. Dazu gehören die Folgenden:
Sie können die Autorisierungsdaten über die folgenden vier Zugangskanäle anfordern:
Diese Autorisierungsdaten sind fast immer 24 Stunden gültig. Eine Ausnahme bildet die Anforderung in der Filiale: in diesem Fall sind die Daten nur 30 Minuten gültig. Aber nicht nur hier gibt es Unterschiede zwischen den Kanälen. Der Höchstbetrag pro Barauszahlung liegt in der Filiale und dem Beratungspunkt bei 2.000 Euro. Bei den beiden anderen Kanälen sind es dagegen nur 200 Euro. Dies ist in diesen zwei Fällen auch der Höchstbetrag aller Barauszahlungen pro Tag. In der Filiale oder bei einem Beratungspunkt können Sie sogar 8.000 Euro ohne Karte abheben. Ähnlich geteilt sieht es auch beim Höchstbetrag aller Barauszahlungen pro Monat aus: Vor Ort sind es 8.000 Euro und per Telefon oder online dagegen maximal nur 1.000 Euro. Kunden finden die entsprechenden Informationen auch nur im Online-Banking oder in der App. Interessierte können aber gern nachfragen, heißt es bei der Bank (Stand: 05/2017).
Abgesehen davon hat ein Online-Fachmagazin über "Cash ohne Karte" berichtet: Demnach können Sie sich den Code dafür im webbasierten Online-Banking und auch per App generieren. Nach dem Login müssen Sie "Cash ohne Karte" auswählen. Dort müssen Sie zuerst die Nutzungsbedingungen akzeptieren und können anschließend den gewünschten Betrag von bis zu 200 Euro eingeben. Nun sollten Sie den zehnstelligen Code einsehen können. Außerdem erhalten Sie eine sechsstellige TAN per SMS. Der Service "Cash ohne Karte" wird an den Geldautomaten der Targobank bereits auf dem Startbildschirm beworben. Wählen Sie diese Option aus, müssen Sie den Code und die TAN eingeben, um an Geld zu gelangen. Als Alltagsbeispiel wird hier angebracht, dass Sie Ihrem Kind am Geldautomaten einmalig Zugang zu Ihrem Bankkonto gewähren können, unter anderem, um an Bargeld für einen Kinobesuch zu gelangen.
Das Fazit fällt allerdings zweischneidig aus: Der Service sei zwar innovativ, allerdings würden Sie Ihre Karte dennoch benötigen. Denn ohne diese gelangen Sie außerhalb der Öffnungszeiten nicht in die Filialen, in denen sich die Targobank-Geldautomaten befinden. Unsere Bilanz: Damit wird die Funktion zumindest zum Teil ad absurdum geführt.
Nicht nur bei der Targobank kommen Sie "ohne Karte" an Bargeld, sondern auch bei den Volksbanken Raiffeisenbanken (VR). Dafür müssen Sie sich einmalig für die "Mobile Auszahlung" im Online-Banking registrieren. Erst nach der erfolgreichen Freischaltung können Sie die Funktion VR-mobileCash in der VR-BankingApp nutzen. Aber auch dann kommen Sie ohne Karte nur an Geld, wenn der Geldautomat wirklich über die Funktion "Mobile Auszahlung" verfügt. Das ist wohl nicht immer der Fall.
Sie sollten sich also vorher genau informieren. Eine Möglichkeit der Recherche ist die Geldautomaten-Suche in der VR-BankingApp. Dort finden Sie auch die Automaten mit der Funktion "Mobile Auszahlung", da sie entsprechend gekennzeichnet sind. Haben Sie einen kompatiblen Automaten gefunden, gehen Sie wie folgt vor:
Voraussetzung für die die Nutzung der App ist ein Smartphone, welches eine aktuelle Version unterstützt.
Die VR bewerben den Service in dem folgenden Video (1:50 Min):
Auch bei N26 können Sie Geld ohne Karte abheben und einzahlen. Dieser Service des Berliner Startups heißt Cash26. In Deutschland stehen Ihnen dafür 11.900 Akzeptanzstellen offen. Dazu gehören die Filialen der folgenden Kooperationspartner (Stand: 11/2021):
Um Cash26 nutzen zu können, müssen Sie die folgenden Schritte einhalten:
Der Barcode ist 24 Stunden gültig. Gleichzeitig mit der Erstellung des Codes wird der Betrag von Ihrem Konto abgebucht. Lösen Sie den Code nicht ein, wird das Geld automatisch wieder zurück auf Ihr Konto gebucht. Zahlen Sie Geld ein, ist dieses sofort für Sie verfügbar. Sie können es zum Beispiel direkt ausgeben oder an einen anderen Nutzer schicken.
N26-Kunden können bei CASH26 maximal 200 Euro pro Abhebung auszahlen lassen. Innerhalb von 24 Stunden sind höchstens 900 Euro darüber verfügbar. Generell werden dafür Gebühren in Höhe von 1,5 Prozent fällig.
Leben Sie in den USA, ist das Abheben von Geld ohne Karte für Sie wahrscheinlich nicht neu. Einige bekannte US-Banken setzen vermehrt auf sogenannte "Cardless ATMs". Die Bank of America, eine der größten Finanzinstitute des Landes, lässt ihre Kunden auch ohne Karte Geld an Automaten abheben. Stattdessen benötigen Sie ein NFC-fähiges Smartphone und die App der Bank of America. In diese Anwendung müssen Sie Ihre Debitkarte integrieren. Der Service soll an allen Geldautomaten funktionieren, an denen Sie ein NFC-Symbol finden. Haben Sie ein solches Gerät gefunden, gehen Sie wie folgt vor:
Auch die größte US-Bank JPMorgan Chase ermöglicht ihren Kunden das Abheben ohne Karte – allerdings mit einem Einmal-Code. Dabei kam es allerdings auch schon zu Betrugsfällen: Diebe hatten sich Zugang zu Online-Konten von JPMorgan Chase verschafft und neue Mobilgeräte registriert. Damit konnten Sie sich selbst Codes erstellen und auch ohne Karte Geld stehlen.
Wells Fargo, ebenso eine der größten US-Banken, bietet ihren 20 Millionen mobilen Kunden bereits bei allen 13.000 US-Geldautomaten an, auch ohne Karte an Geld zu gelangen (Stand: 03/2017). Die Bank greift dazu auf achtstellige Codes zurück, welche auch wieder per Smartphone-App erstellt werden. Sie müssen abschließend noch Ihre PIN eingeben.
Aber auch einige externe Apps ermöglichen das Abheben von Geld ohne Karte: dafür benötigen Sie die Anwendungen Apple Pay, Samsung Pay, Microsoft Pay oder Android Pay. Der Vorteil dabei: Diese Anwendungen funktionieren Bank-übergreifend, während die Apps der Institute in der Regel nur bei den eigenen Automaten anwendbar sind. Die Tech-Unternehmen sichern ihre Systeme dabei zum Beispiel am iPhone mit TouchIP ab.
Bei verschiedenen Banken und Sparkassen mit Filialen können Sie am Schalter auch Geld von Ihrem Konto abheben, wenn Sie Ihre Karte nicht dabei haben. Sie benötigen dafür aber Ihre Kontonummer und eines der folgenden Dokumente:
Bei diesem Vorgehen sollten Sie aber darauf achten, dass je nach Kontomodell gegebenenfalls zusätzliche Gebühren anfallen können. Bei den folgenden Instituten können Sie Geld ohne Karte erhalten (kleine Auswahl):
Bei Direktbanken ohne Filialen, wie zum Beispiel der Consorsbank, der ING-DiBa oder der Fidor Bank, haben Sie in einem solchen Fall dagegen keine Chance auf Geld. Dieses bekommen Sie zum Beispiel an einem DKB-Bankschalter (es gibt nur wenige DKB-Filialen) ausschließlich unter der Vorlage Ihrer DKB-Visa-Card. Online und telefonisch ist dies ja sowieso aussichtslos. Der Hintergrund: Die Institute können auf diesen Wegen zum Beispiel nicht eindeutig Ihre Identität prüfen – anders als in einer Filiale vor Ort.
Außerhalb der Öffnungszeiten und im Ausland haben Sie bei den meisten Filialbanken aber auch ein Problem. Ist das Institut geschlossen, hilft Ihnen auch "Cash ohne Karte" von der Targobank nicht weiter, da Sie in der Regel nicht an die Geldautomaten gelangen (mehr dazu siehe oben). Im Ausland können Sie höchstens auf den Bargeld-Service von Kreditkartenunternehmen setzen oder sich Geld per Western Union schicken lassen. Gerade letzteres kann sehr teuer werden.
Smartphone und Automat: newsroom.bankofamerica.com
Targobank: targobank.de
PIN eingeben: kartensicherheit.de
N26-App: n26.com