Warum erheben Banken so hohe Dispositionszinsen?

Sie haben sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch schon über die Dispositionszinsen Ihres Kontos geärgert. Wir erklären Ihnen, warum dieser Zinssatz in der Regel so hoch ist.

Sachbezugskarte
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Alles über die Höhe von Dispositionszinsen

Inhaltsverzeichnis

  1. Warum gibt es überhaupt einen Dispositionskredit?
  2. Wieso sind die Dispositionszinsen so hoch?
  3. Sollte ich den Dispositionskredit überhaupt nutzen?
  4. Welche Alternativen gibt es zum Dispositionskredit?
  5. Wo finde ich einen günstigen Dispositionskredit?
  6. Kann ich mich vor den Gefahren des Dispos schützen?

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Die Dispositionszinsen sind eines der größten Ärgernisse für Bankkunden. Nicht zufällig suchen sich sehr viele Verbraucher in unserem Girokontovergleich ein neues Bankkonto, weil Sie mit den aktuellen Bedingungen ihrer Bank nicht einverstanden sind. Das liegt auch daran, dass die Dispositionszinsen auch in Zeiten der extrem geringen Guthabenzinsen weiterhin teilweise bei mehr als 10 Prozent liegen. Gleichzeitig erhalten Sie für Ihr Guthaben auf dem Girokonto meist keinerlei Zinsen. Das klingt nach schreiender Ungerechtigkeit. In diesem Ratgeber wollen wir Ihnen deshalb erklären, wieso Banken solch hohe Zinsen nehmen und was die Grundlagen für den Dispositionszins sind.

Warum gibt es überhaupt einen Dispositionskredit?

Der Dispositionskredit (kurz: Dispo) ist per se eine attraktive Sache für Verbraucher. Haben Sie eine gute Bonität, wird Ihre Bank bei der Eröffnung eines Girokontos automatisch einen solchen Dispokredit einrichten. Dieser wiederum kommt mit dem entscheidenden Vorteil daher, dass Sie sich über zusätzliche finanzielle Freiheit freuen können. Mit dem Dispositionskredit haben Sie immer die Möglichkeit, Ihr Konto kurz- oder mittelfristig zu überziehen, ohne ein Gespräch mit der Bank führen zu müssen. Auch der Abschluss eines gesonderten Vertrags – wie es etwa bei einem Rahmenkredit der Fall wäre – ist nicht notwendig. Grundsätzlich bringt Ihnen der Dispositionskredit also einige Vorteile. Eine höhere Flexibilität, weniger Bürokratie und mehr Spielraum. Aber auch die Nachteile sollten Sie nicht vergessen: hohe Extra-Kosten, mögliche Schuldenspirale usw.

Wie viel Dispo wird mir gewöhnlich gewährt?

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Die Höhe des Kredits, der Ihnen von Ihrer Bank gewährt wird, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Allen voran ist da die Bonität zu nennen. Wenn Sie in der Vergangenheit bereits Probleme hatten, Rechnungen zu begleichen oder einen Kredit zurückzuzahlen, erhalten Sie voraussichtlich keinen oder nur einen sehr geringen Dispositionskredit. Wenn Ihre Bonität dagegen lupenrein ist, sind auch vier- oder teilweise sogar fünfstellige Summen möglich. Die meisten Banken in Deutschland orientieren sich bei der maximalen Höhe des Dispositionskredits am Einkommen eines Verbrauchers. Gemeinhin wird das Doppelte oder Dreifache des monatlichen Nettoeinkommens als Grundlage für die Höhe des Dispositionskredits genutzt. Manche Banken gewähren beim Dispo allerdings sogar bis zur vierfachen Höhe des Nettoeinkommens.

Bedenken sollten Sie allerdings, dass die Höhe des Dispositionskredits auch von Ihnen selbst festgelegt werden kann. Zwar wird die Bank Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit automatisch einen Dispo zuteilen, Sie haben auf die Höhe aber durchaus einen Einfluss. Eine Beschränkung können Sie beispielsweise immer selbst in die Wege leiten – lassen Sie dafür einfach Ihre Bank wissen, dass Sie die Höhe des Dispositionskredits senken möchten. Wenn Sie eine Erhöhung wünschen, benötigen Sie voraussichtlich Dokumente über Ihr Einkommen und weitere Nachweise. Teilweise ist auch ein wenig Verhandlungsgeschick oder eine längere Geschäftsbeziehung notwendig, um eine Erhöhung des Dispositionskredits in die Wege zu leiten.

Was passiert, wenn ich den Dispositionskredit überziehe?

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Der Dispositionskredit bringt Ihnen meist bereits einen großen finanziellen Spielraum. Doch damit ist meist noch nicht einmal das Maximum ausgeschöpft. Die meisten Banken gewähren Ihren Kunden auch noch eine sogenannte geduldete Überziehung. Dieser etwas sperrige Begriff bedeutet im Prinzip nur, dass Sie sogar die Möglichkeit haben, Ihr Konto über den vereinbarten Dispositionskredit hinaus zu überziehen. Meist ist das allerdings mit zusätzlichen und noch höheren Zinsen verbunden. Fragen Sie am besten bei Ihrer Bank nach, ob diese eine geduldete Überziehung zulässt und welche Gebühren dafür anfallen. So verhindern Sie, dass Sie auf einmal in einem Geschäft nicht mehr bezahlen können, weil Ihre Girokarte gesperrt wurde.

Wieso sind die Dispositionszinsen so hoch?

Sie haben bereits gemerkt, dass der Dispositionskredit allen voran Ihnen als Kunden weithilft – durch zusätzlichen finanziellen Spielraum und mehr Flexibilität. Da die meisten Banken allerdings eine Gewinnerzielungsabsicht haben, wird Ihnen dieser Vorzug natürlich nicht kostenlos gewährt. Genau deshalb gibt es Dispositionszinsen, die Sie im Prinzip mit Kreditzinsen gleichsetzen können. Eine Bank leiht Ihnen sozusagen Geld und Sie bezahlen dafür Zinsen. Doch warum sind diese deutlich höher als bei einem herkömmlichen Kredit? Die Banken begründen das damit, dass die Kosten für die Bereitstellung deutlich höher sind und auch das Ausfallrisiko größer ist als bei einem herkömmlichen Kredit. Diese Argumentation wird von Verbraucherschützern allerdings immer wieder kritisiert.

Video zum Thema Dispositionszinsen:

Woran orientieren sich die Banken bei der Festlegung des Dispozinses?

Die Höhe der Dispositionszinsen kann grundsätzlich anhand von drei verschiedenen Werten ermittelt werden. In Frage kommen diese Kenngrößen:

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Geht man nun davon aus, dass die Festlegung der Zinsen anhand des Leitzinses des Europäischen Zentralbank vonstatten geht, müssten die Zinssätze mittlerweile im Promillebereich liegen. Der Leitzins ist seit Jahren auf Talfahrt und liegt mittlerweile sogar bei 0 Prozent (Stand: 09/2017). Sogar Negativzinsen waren bereits im Gespräch. Die Dispositionszinsen bleiben derweil konstant bei Werten zwischen 5 und 15 Prozent. Zwar gab es in den vergangenen Monaten und Jahren einige leichte Senkungen (Stand: 09/2017), diese haben sich in ihrer Höhe und Regelmäßigkeit aber keineswegs an der Senkung des Leitzinses der Europäischen Zentralbank orientiert – anders als die allgemeinen Kreditzinsen und die Guthabenzinsen, die mittlerweile nur noch selten deutlich über dem Niveau des Leitzinses liegen.

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Da der Europäische Gerichtshof die Banken allerdings zur Transparenz bei der Festlegung von Zinsen zwingt, müssen diese sich an einer Kenngröße orientieren. Diese sehen die meisten deutschen Geschäftsbanken allerdings im sogenannten Euribor. Von diesem bekommen Verbraucher nur sehr wenig mit. Es handelt sich beim Euribor (Euro InterBank Offered Rate) um den Interbankzinssatz. Das bedeutet, dass die Banken diesen Zinssatz nutzen, wenn sie sich gegenseitig Geld leihen. Der Euribor liegt mittlerweile sogar im Negativbereich (Stand: 09/17). Die Banken allerdings argumentieren, dass der Zinssatz in den vergangenen Jahren konstant auf niedrigem Niveau war (Stand: 09/2017), weswegen eine starke Senkung der Dispositionszinsen nicht notwendig wäre.

Zusätzlich bauen die meisten Banken die Argumentation über die Höhe des Dispositionszinses an der Konkurrenz auf. Die Höhe des Zinses orientiert sich demnach immer auch am Markt. Das heißt konkret: Je größer die Konkurrenz in einem Gebiet desto niedriger auch die Dispositionszinsen. Das können Sie gut in unserem Girokontovergleich beobachten. Dort sehen Sie, dass gerade Direktbanken einen attraktiven Dispositionszins bieten. Das liegt daran, dass Sie die Angebote direkt im Internet mit anderen Anbietern vergleichen können. Sie können sich immer für den günstigsten Anbieter entscheiden. Das ist anders, wenn Sie auf eine regionale Bank setzen. Gerade Genossenschaftsbanken und Sparkassen im ländlichen Raum nutzen das aus. Sie haben nur wenig Konkurrenz und nehmen teilweise besonders hohe Dispositionszinsen.

Sollte ich den Dispositionskredit überhaupt nutzen?

Sie haben in diesem Ratgeber sicherlich bereits gemerkt, dass Sie auf Grund der hohen Dispositionszinsen als Kunde ein ziemlich schlechtes Geschäft machen. Dennoch gilt es noch einmal die Vorteile eines Dispositionskredits hervorzuheben:

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Die höhere Flexibilität und der größere finanzielle Spielraum bringen Ihnen als Kunden einen großen Vorteil und sind sicherlich ein Service, der Ihnen einen gewissen Aufpreis wert sein kann. Doch dennoch sollte man in Frage stellen, warum der Zinssatz oft bis zu fünf Mal so hoch ist wie bei einem normalen Rahmenkredit. Auch die zusätzliche Bürokratie eines Ratenkredits reicht nicht aus, um zu begründen, warum ein Dispositionskredit gar so viel teurer sein sollte.

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Wir würden Ihnen von der Nutzung des Dispositionskredits grundsätzlich immer dann abraten, wenn es sich um längere Zeiträume handelt. Sofern Sie nur kurzfritig auf den Dispositionskredit setzen, können Sie diesen im besten Fall schnell wieder ausgleichen. In diesem Fall sind die hohen Zinsen, die für den Dispositionskredit anfallen, zu verkraften. Bei einer Überziehung von beispielsweise 100 Euro über wenige Tage, bezahlen Sie deutlich weniger als einen Euro Zinsen. Wirklich relevant ist das nicht. Gefährlich wird der Dispositionskredit immer dann, wenn Sie Ihr Konto über viele Wochen oder Monate überziehen. Sollten Sie beispielsweise das ganze Jahr über eine Überziehung von 1.000 Euro auf dem Konto haben, bezahlen Sie je nach Bank zwischen 50 und 150 Euro Zinsen. In diesem Fall ist der Dispositionskredit bereits eine echte finanzielle Gefahr. Denn wer verschenkt schon gern Geld.

Noch schwieriger wird es für Sie als Verbraucher dann, wenn selbst der Dispositionskredit nicht mehr ausreicht. In diesem Ratgeber wurde bereits der Begriff geduldete Überziehung angeschnitten. Wenn Sie Ihr Konto über den Dispositionskredit hinaus überziehen, fallen noch einmal höhere Zinsen an. Diese liegen bei einigen Banken bei bis zu 20 Prozent. Das heißt konkret: Sie bezahlen meist noch einmal mindestens 5 Prozent zusätzlich für eine geduldete Überziehung. Sollten Sie Ihr Konto also beispielsweise ein ganzes Jahr lang um durchschnittlich 5.000 Euro überziehen und dafür 20 Prozent Zinsen berappen müssen, zahlen Sie für diesen „Luxus“ insgesamt 1.000 Euro Überziehungszinsen. Diese enormen Zinsen haben schon viele Menschen in die Überschuldung gestoßen. Auch ein Schufa-Eintrag ist bei einer konstanten Überziehung des Dispos denkbar. Im Zweifel kann die Bank Ihnen den Dispositionskredit sogar komplett kündigen, sofern Sie sich über einen längeren Zeitraum nicht an den vereinbarten Dispositionsrahmen halten.

Welche Alternativen gibt es zum Dispositionskredit?

Wir haben Ihnen in diesem Ratgeber bereits erklärt, dass der Dispositionskredit eine echte Gefahr darstellen kann. Deshalb würden wir Ihnen im Falle des Falles dazu raten, in unserem Kreditvergleich nach einer echten Alternative zu suchen. Viele Ratenkredite – auch über kleinere Summen – können Sie direkt online abschließen. Die Zinssätze liegen dabei meist nur zwischen 1,5 und 4 Prozent und sind damit wesentlich attraktiver als der durchschnittliche Dispositionszins. Sollten Sie also mittelfristig eine gewisse Summe an Geld benötigen, da Sie mehr finanzielle Flexibilität brauchen, ist ein Ratenkredit zweifelsfrei die bessere Wahl. Sie sparen im Vergleich zur konstanten Nutzung des Dispositionskredits meist mindestens 50 Prozent im Bereich der Zinsen. Das können je nach Höhe des Kredits und der Laufzeit hunderte bis tausende Euro Ersparnis bedeuten.

Wo finde ich einen günstigen Dispositionskredit?

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Wenn Sie den Dispositionskredit immer wieder nutzen, allerdings keine langfristigen finanziellen Probleme haben, ist die Wahl der richtigen Bank entscheidend. Sie sollten in diesem Fall auf einen Anbieter setzen, der Ihnen einen Dispositionskredit mit vergleichsweise niedrigen Zinsen anbietet. Für Sie bedeutet das: Sie können Ihr Konto überziehen, ohne sich große Sorgen machen zu müssen und genießen zugleich den Vorteil von größerer finanzieller Flexibilität.

In unserem Girokontovergleich finden Sie einige Direktbanken, die Ihnen sehr attraktive Dispositionszinsen bieten (Stand: 08/2017):

  • Comdirect Girokonto (kostenlose Kontoführung / 6,5 Prozent Dispositionszins)
  • DKB Cash (kostenlose Kontoführung / 6,9 Prozent Dispositionszins)
  • ING-DiBa (kostenlose Kontoführung / 6,99 Prozent Dispositionszins)

Sofern Sie auf eine Filialbank setzen wollen, finden Sie in unserem Girokontovergleich ebenfalls einige Alternativen zu teuren Genossenschaftsbanken und Sparkassen. Besonders die Deutsche Bank, die Wüstenrot Bank und die Postbank bieten Dispositionszinsen von knapp über 10 Prozent (Stand: 08/2017). Dennoch sollten Sie bei einer regelmäßigen Nutzung des Dispositionskredits eher auf eine Direktbank setzen. Es bietet sich sogar an, zwei Konten parallel zu führen und das Direktbankkonto für den Dispositionszins zu nutzen. Durch diesen „Trick“ können Sie teilweise einige Euro im Monat sparen.

Kann ich mich vor den Gefahren des Dispos schützen?

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Nicht jeder will überhaupt auf einen Dispositionskredit setzen. Dieser bedeutet immer auch eine gewisse Überschuldungsgefahr und kann Sie schnell in finanzielle Schwierigkeiten bringen. Auch weil die Negativzinsen ohne echte Warnung erhoben werden – etwa, weil man eine Überweisung oder Einzahlung vergessen hat und das Konto so ins Minus gerutscht ist – sehen viele Verbraucher den Dispositionskredit bewusst kritisch. Wenn Sie auch zu dieser Gruppe gehören und lieber auf die zusätzliche finanzielle Flexibilität verzichten wollen, können Sie den Dispositionskredit bei Ihrer Bank kündigen oder beim Antrag auf ein neues Girokonto sofort erklären, dass Sie auf einen Dispo verzichten möchten. Bei den meisten Instituten ist die „Abschaltung“ kein Problem.

Wenn Sie generell auf ein Konto setzen wollen, bei dem es keinen Dispositionskredit gibt, ist das Onlinekonto ohne Schufa von PayCenter eine interessante Alternative. Ein weiterer Vorteil dieses Kontos liegt darin, dass eine Eröffnung ohne einen Datenabgleich mit der Schufa möglich ist. Dieses Produkt kommt also auch dann für Sie in Frage, wenn Sie mit einer negativen Schufa zu kämpfen haben.

Die Dispositionszinsen sind weiterhin zu hoch

Auch wenn die Dispositionszinsen in den vergangenen Jahren leicht gesunken sind (Stand: 09/2017), ist der Dispositionskredit noch immer deutlich überteuert. Das ist kein Problem, wenn Sie den Dispo gar nicht oder nur sehr selten nutzen. Doch sofern Sie mehrere Wochen oder sogar Monate im Jahr auf den Dispositionskredit setzen, kann es sehr teuer werden. Auch die Überschuldung ist in diesem Fall eine echte Gefahr. Wirklich nachvollziehbar sind die hohen Zinsen für den Dispositionskredit auch weiterhin nicht – egal, welche Argumentationsgrundlage der Banken man zur Rate zieht. Sollten Sie den Dispo also häufig nutzen, empfehlen wir Ihnen nach Alternativen zu suchen. In unserem Kreditvergleich finden Sie günstige Ratenkredite, in unserem Girokontovergleich eine Auswahl an Banken, die ein Girokonto mit vergleichsweise fairen Dispositionszinsen bieten.

Bildquellen:

Bankberatung: db.com
Geldstapel: Evgenyatamanenko | Dreamstime.com
Girocard: girocard.eu
Aufzählungen: Bezahlen.de
N26: n26.com
100-Euro-Scheine: Marlee | Dreamstime.com
Frau mit Smartphone: comdirect.de
Leere Geldbörse: © Olgalis ID 1158578 | Dreamstime Stock Photos

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